Für viele junge Menschen startet der September wieder mit einem Meilenstein: die (erste) Ausbildung in ihrem Berufsleben beginnt und damit der Einstieg in die Arbeitswelt. Doch nach wie vor bestimmt Corona den Alltag in Betrieb und Berufsschulen. Als wäre der erste Arbeitstag nicht schon stressig genug, kommen die Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie hinzu. Tief durchatmen! Meister:innen sind schließlich nicht vom Himmel gefallen.
Die Augenoptik hat den Vorteil, dass sie als systemrelevant eingestuft ist. So kann die Ausbildung nahezu „normal“ stattfinden – vor Ort im Betrieb und in der Berufsschule. Die Kunden und Kundinnen brauchen neue Brillen oder wollen etwas an ihrer aktuell getragenen repariert oder wieder eingestellt bekommen. So ist der praktische Teil der Ausbildung dennoch fast ohne Einschränkungen möglich. Nur wenige Betriebe sind in der Augenoptik in Kurzarbeit – die in der Regel für Azubis nicht eingeführt wird. Der theoretische Teil kann in der Schule oder via Online-Unterricht gelernt werden – die Präsenzpflicht bei der Berufsschule bleibt trotz Pandemie bestehen. Klar, die Maske den ganzen Tag zu tragen, kann anstrengend sein, ist aber machbar!
Das gilt auch für den ersten Eindruck: es ist gut, vom ersten Tag an zu überzeugen, damit kein schlechter Eindruck entsteht, der im Zweifel lange nachhängen kann. Es gibt ein paar Dinge, die jede:r Auszubildende:r vor dem Start in die Ausbildung beachten sollte.
Sieben Tipps für einen erfolgreichen Start in die Ausbildung
Tipp 1: Pünktlichkeit!
Der größte Fauxpas, der passieren kann: am ersten Tag zu spät kommen. Ein schlechter erster Eindruck! Am besten ist es, den (neuen) Arbeitsweg ein paar Tage vorher abzufahren. Überlegen, ob der Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (Maske nicht vergessen) oder mit dem Auto zurückgelegt werden soll. Schauen, welche Verbindungen es gibt und welche passen könnten, wenn ein Bus oder eine Bahn Verspätung haben sollten. Wer mit dem Auto fährt, sollte auf Baustellen achten, da sich hier oft der Verkehr staut und man somit mehr Zeit für den Weg zur Arbeit benötigt. Wenn man am ersten Tag zu früh da ist, kann man sich mit den örtlichen Begebenheiten vertraut machen. Ein Bäcker in der Nähe kann die eine oder andere Mittagspause retten!
Tipp 2: Reden!
Der Small Talk wird gerne unterschätzt. Gerade am Anfang der Ausbildung ist er das A und O. So lernt man die Kollegen und Kolleginnen, mit denen man zusammenarbeitet, schneller kennen und kann erste Kontakte knüpfen. Gerade weil aktuell die Gesichter von den Masken bedeckt sind, fällt die nonverbale Kommunikation weg. Umso wichtiger ist es dann, zu sprechen. Dabei offen auf die anderen zuzugehen. Sich vorstellen, den vollen Namen nennen. Die Kollegen und Kolleginnen nach ihrem Namen fragen. Generell Fragen stellen! Zu allem. Zum Ablauf, der Organisation, wer wo arbeitet und an wenn man sich wenden kann bei Nachfragen. Oder auch einfach, wo bestimmte Arbeitsmaterialien zu finden sind. Auch für die eigenen Sorgen und Ängste können Einzelgespräche mit Kollegen und Kolleginnen hilfreich sein. So entstehen weniger Missverständnisse, weil vieles anders ankommt, als es gemeint ist.
Ebenfalls ist die richtige Ansprache wichtig. Wird am Arbeitsplatz geduzt oder das förmliche „Sie“ genutzt? In einigen Betrieben gibt es Unterschiede zwischen Kollegen und Kolleginnen und dem oder der Chef:in. Oft wird untereinander geduzt, dem oder der Chef:in gegenüber jedoch gesiezt. Falls Zweifel bestehen, wie jemand angesprochen werden sollte, immer mit dem Förmlichen beginnen. Die meisten bieten das „Du“ von sich aus an.
Tipp 3: Mitschreiben!
Gerade in den ersten Tagen wird der oder die Azubi:ne mit Informationen überschüttet. Daher ist es sinnvoll, ein kleines Notizbuch zu kaufen und so viel wie möglich notieren. Passwörter, Abläufe, Deadlines zu bestimmten Aufgaben oder Notizen, wie man bestimmte Geräte und Tools nutzt. Wenn etwas erklärt wurde und trotz Notizen vergessen wurde, wie es geht, dann keine Scheu vor dem Nachfragen! Fragen kostet nichts und vermeidet unnötige Fehler. Darüber hinaus helfen die Notizen später beim Schreiben des Berichtsheftes. Den wöchentlichen Bericht darf übrigens jeder oder jede Azubi:ne im Betrieb während der Arbeitszeit schreiben.
Tipp 4: Kleidung!
Jedes Unternehmen hat seinen eigenen Dresscode – in der Augenoptik sind die Augenoptiker:innen meist eher im Business-Outfit als locker mit T-Shirt und Hose unterwegs. Manchmal ist es vorgeschrieben, dass Männer Hemden oder Anzüge tragen sollen, Frauen hingegen Blusen oder Kleider. Hier gibt es nur einen Rat: ein paar Tage vor Ausbildungsstart im Betrieb vorbeigehen und schauen, welche Outfits die Kollegen oder Kolleginnen tragen. Im Zweifel in den ersten Tagen etwas schicker kleiden. Underdressed fällt man eher auf, als overdressed. Und frei nach Tipp 2: nachfragen, ob der Kleidungsstil zum Laden passt!
Tipp 5: Fehler!
Die Angst vor Fehlern darf getrost zuhause bleiben. Wenn etwas nicht gleich so klappt, wie es soll, ist man geneigt, den Fehler zu überspielen oder unter den Teppich zu kehren. Fehler dürfen passieren. Gerade in der Ausbildungszeit – diese ist zum Lernen da. Nur so lernen Azubis und können die Aufgaben in Zukunft besser machen. Sind Fehler passiert, ist es am besten, diesen sofort dem oder der Ausbilder:in zu melden. Eine Entschuldigung gehört dabei selbstredend dazu, ebenso die Frage, wie der Fehler vermieden werden kann. Beim nächsten Mal können die Azubis zeigen, dass sie dazulernen.
Auch Aufgaben, die einem übertragen werden, könnten unerledigt bleiben – weil der Tag mit anderen Dingen gefüllt war. Diese Unzuverlässigkeit kommt bei dem oder der Chef:in nicht gut an. Am besten ist es, die Aufgabe aufzuschreiben (siehe Tipp 3) und am Abend alle Notizen durchgehen. Ist die Aufgabe erledigt? Wenn ja, abhaken. Wenn nicht, dem oder der Chef:in Bescheid geben und ihm oder ihr mitteilen, bis wann sie erledigt wird.
Tipp 6: Engagement!
Wer in eine Aufgabe vertieft ist und merkt, dass der oder die Kollege oder Kollegin Hilfe braucht, kann proaktiv seine Hilfe anbieten. Egal, ob es um das Aufräumen der Gemeinschaftsküche geht, um das Holen eines Auftrages oder darum, kurz eine Information herauszusuchen. Die freuen sich über die Hilfe. Es zeigt auch, dass die Azubis Lust haben, mitzuarbeiten und Neues zu lernen. Genauso gehört dazu, auch mal Aufgaben zu erledigen, die nicht direkt zur Ausbildung gehören – wie das Staubsaugen des Ladens, weil die Putzfrau im Urlaub oder krank ist oder das Reinigen der Kaffeemaschine.
In den ersten Tagen scheint es Überwindung zu kosten, auf die Kunden und Kundinnen zuzugehen, die den Laden betreten. Mit jeder aktiven Ansprache lernt man, wie es beim nächsten Mal besser geht. Kein Azubi muss in Panik verfallen, weil er oder sie die Antwort auf eine Frage nicht kennt. Die Kollegen und Kolleginnen helfen bei Fragen weiter und beim nächsten Mal hat man die Antwort schon parat.
Als Letzter kommen und als Erster gehen? Kommt gerade am Anfang nicht gut bei dem oder der Chef:in oder Kollegen und Kolleginnen an. Für die meisten ist das fehlende Motivation für die Arbeit. Lieber ein paar Minuten früher da sein und am Ende, wenn alle eigenen Aufgaben erledigt sind, die Kollegen und Kolleginnen fragen, ob man ihnen noch helfen kann.
Tipp 7: Schutzmaßnahmen!
Da man in der Augenoptik täglich mit den verschiedensten Kunden und Kundinnen zu tun hat, sind aktuell die Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie unumgänglich. Hände waschen, Maske tragen und Abstand halten sind die Gebote der Stunde. Hierfür hat jeder und jede Chef:in ein eigenes Hygiene-Konzept, dass zum Nachlesen irgendwo ausgehängt sein sollte. Im Zweifel, frei nach Tipp 2, nachfragen, welche Maßnahmen erwartet werden. Generell auf den Abstand zu den Kunden und Kundinnen achten und ihn im Zweifelsfall vergrößern.
Stichwort Maske: es gibt einige Kunden und Kundinnen, die sich ungefragt die Masken vom Gesicht ziehen, um eine Brille aufzuprobieren. In solchen Fällen darf man als Mitarbeiter:in auf die Maskenpflicht im Betrieb hinweisen oder es dulden.
Aus meiner persönlichen Erfahrung aus drei abgeschlossenen Ausbildungen kann ich nur wiederholen: es kommt gut an, ein paar Tage vor dem Ausbildungsbeginn persönlich im Betrieb aufzutauchen. Um die Kleinigkeiten abzuklären: Wann beginnt der erste Arbeitstag? Wie lange ist mein Arbeitsweg (egal, ob mit Bus oder Bahn)? Wer ist mein Ansprechpartner für alle Fragen? Das senkt die Nervosität und vereinfacht den Start in die Ausbildung. Gutes Gelingen!