Viele Mütter bleiben, wenn sie ihr Kind bekommen, in der Regel ein Jahr Vollzeit zuhause. Bei Familien, die finanziell gut aufgestellt sind, sogar zwei bis drei Jahre. Doch was ist mit den Mamas, die wie ich, früh wieder arbeiten gehen WOLLEN? Vor allem, wenn der Partner gerne mehr Zeit mit dem Nachwuchs zuhause verbringen will? Ich will mit diesem Text genau diese Mamas ermutigen, ihren Weg zu gehen und sich nicht von anderen davon abhalten zu lassen.
Stillen und Flasche geben
Es kann zeitgleich funktionieren: Stillen mit der Brust und das Füttern der Muttermilch über die Flasche. Die große Angst der Saugverwirrung ist bei vielen Säuglingen unbegründet, denn viele erkennen den Unterschied zwischen der Mama, bei der es die Brust gibt und dem Papa, Oma oder Opa etc., wo es die Flasche gibt. Es einfach mal auszuprobieren ist es auf jeden Fall wert.
Kleiner Tipp: Die Mama darf nicht in der Nähe sein, wenn der Säugling die Flasche kriegt. Wenn er richtig Hunger hat, klappt es besser. Oft wird die Flasche nicht der Favorit (sie soll es ja nicht werden), aber die meisten Babys akzeptieren sie trotzdem. Was mir als stillende Mama aufgefallen ist, ist dass mein Zwerg nach einem Vormittag oder einem ganzen Tag mit Papa deutlich länger gestillt werden will und auch länger nuckelt. Stress konnte ich beim Baby dabei aber noch nicht beobachten.
Ein weiterer Vorteil, wenn der Nachwuchs beides kennt und annimmt – die Mama kann sich mal eine Auszeit nehmen! Mit einer Freundin Kaffee trinken, eine Runde schwimmen gehen oder in Ruhe schlafen, ohne das man mit einem Ohr nach dem Kind lauscht.
Mama sein ist toll, aber du musst nicht 24/7 alles danach ausrichten. Du darfst auch mal eine Pause machen und deine Energietanks wieder auffüllen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Stillen oder Abpumpen in der Arbeit
Gemäß § 7 Abs. 2 MuSchG (Mutterschutzgesetz), haben stillende Arbeitnehmerinnen auf ihr Verlangen während der ersten zwölf Monate nach der Entbindung ein Recht darauf, für die zum Stillen erforderliche Zeit freigestellt zu werden. Die Stillpausen (oder die Zeit für das Abpumpen) zählen zur Arbeitszeit und dürfen sich nicht negativ auf das Entgelt auswirken. Die Stillpausen müssen auch nicht vor- oder nachgearbeitet werden!
Weitere Infos findest du hier: Stillen in der Arbeitszeit
Soviel zu den rechtlichen Angelegenheit. Aber wie macht man das nun? In meinem Fall waren, schon vor dem Arbeitsbeginn, mein Mann und der Zwerg immer mal wieder für drei bis sechs Stunden auf sich allein gestellt. Als ich wieder arbeiten ging, habe ich den ersten Monat nur vormittags gearbeitet zur Eingewöhnung. Damals war mein Zwerg vier Monate alt. Es lief gut und ich habe aufgestockt auf zwei volle Arbeitstage von 7:30 Uhr bis 18 Uhr. Ich habe eine lange Mittagspause von eineinhalb Stunden, deshalb bin ich die ersten Monate mittags immer nach Hause gefahren. Mein Arbeitsweg ist etwa 15 bis 20 Minuten lang. So konnte ich zuhause das Baby anlegen und die Milch gleich abgeben. Bei mir war die Pumpe vormittags zweimal und am Nachmittag einmal im Einsatz. Ich brauche zum Abpumpen etwa zehn Minuten, mit der Vorbereitung (An- und Ablegen) sind es bei jeder Verwendung etwa 15 Minuten. Das kann natürlich bei jedem variieren!
Vorurteile gegenüber arbeitenden stillenden Mamas
Es gibt heute noch Vorurteile gegenüber den Mamas: Während die Väter dafür gefeiert werden, wenn sie in Teilzeit arbeiten und sich Zuhause um den Nachwuchs kümmern, werden die Mütter oft schockiert angeschaut, wenn sie beruflich wieder einsteigen möchten. Trotz aller Emanzipation wird von Frauen erwartet, dass sie aufopferungsvoll all ihre Zeit dem Baby widmen und sonst keine eigenen Ziele mehr haben. Zudem wird Männern nicht zugetraut, dass sie sich adäquat um ein Baby kümmern können. Es fallen Sätze wie: „Das kann nur eine Mama.“ – „Papas sind damit überfordert.“ etc. Ja, es gibt Männer, die damit überfordert sind und das ist völlig in Ordnung. Allerdings gibt es genügend Männer, die durchaus in der Lage sind und die man ermuntern darf, mehr Verantwortung zu übernehmen. Die meisten Mütter sind überrascht, wie gut ihre Partner damit zurecht kommen!
Gegen Menschen, die meinen, sie wissen es besser, musst du dir ein dickes Fell zulegen. Vorurteilen wird man immer wieder begegnen. Viel wichtiger ist allerdings, dass die Eltern (und dazu gehört eben auch die Mutter des Kindes) mit der Situation zufrieden sind. Eine Mutter muss nicht alles alleine schaffen. Ein altes Sprichwort besagt: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“
Es gibt darüber hinaus weitere No-Gos seitens der Arbeitgeber. Welche das sind, liest du im nachfolgenden Blogartikel.