Abformung und Fräsen
Vor den Fräs-Räumen sammelt man sich und wird wieder von den Prüfern aufgerufen und einem Platz zugewiesen.
Auf deinem Platz wirst du eine Negativform mit einen Slimschlauch und einem Rosenbohrer finden. Neben dir steht eine Auswahl an Fräsern. Während die Prüfer zwei Prüfungsstücke austeilen, wirst du deinen Platz fertig machen für die Abformungen. Es sollte ordentlich und organisiert aussehen. Ich habe mir auch von einem Lehrer sagen lassen, dass man eine kleine Blume mitnehmen soll, was Quatsch ist.
Als Nächstes musst du zwei Abformungen desselben Ohres, welches du dir aussuchen darfst, nehmen. Dann werden dir zwei Abformungen an einem Ohr genommen. Wenn die Zeit abgelaufen ist, solltest du deinen Arbeitsplatz aufräumen und alles für das Fräsen einer Abformung und deiner Otoplastik vorbereiten.
Ich persönlich fand es sehr angenehm, die Abformung zu beschneiden, da es ein sehr weiches Material war, indem das billige Schneidemesser wie Butter durchging. Nicht zu vergleichen mit z.B. A-Soft Material.
Danach einfach mit der Fräse die Abformung in die Lübecker-Grundform bringen und fertig. Dann ist die Otoplastik dran. Hier hast du ein Aufgabenblatt mit einer vorgegebenen Zusatzbohrung.
Bei mir war es die Aufgabe, so offen wie möglich, das Ohrstück zu gestalten und dann einen Slimschlauch einzubauen. Außerdem legt man, bevor man anfängt zu fräsen, eine passende Form fest. Diese wird sogar von einem Prüfer kontrolliert und unterschrieben, damit du sie nicht am Ende ändern kannst, falls du die Form nicht hinbekommen hast.
Tipp: Leg dich auf eine Kralle oder einen Ring fest. Ich hatte ein absolutes Krallen-Ohr, die Prüflinge die einen Ring fräsen wollten, sind da etwas in Schwierigkeiten gekommen.
Das Wichtigste: Die Otoplastik sollte funktionsfähig sein, d.h. steckt ein Bohrer in der Otoplastik, ist diese nicht funktionsfähig. Hast du eine zu kleine Zubo gewählt, gibt das Punktabzug. Aber nicht so viel, als wenn du eine zu Große gewählt hast und durch die Wand gebrochen bist. Eine zu kleine Zubo ist eine „leichte Veränderung“, die man vornehmen kann. Das Andere ein Grund eine Neue anfertigen zu müssen. Auch für Unebenheiten gibt es Punktabzug, genauso wie für zu scharfe Kanten, da diese die Kunden gefährden. Denk an die Selbstbewertung, diese kann Einiges retten.
Das Hörgeräteprogramm
Die Vorbereitung für das Hörgeräteprogramm ist sehr komplex und am Anfang hat man noch nicht den richtigen Durchblick, was eigentlich jetzt alles dafür nötig ist und was das Hörgeräteprogramm eigentlich ist.
Ein Hörgeräteprogramm sollte jeder Akustiker in seinem Geschäft haben. Es ist die Kombination von Beratung und Zusammenstellung der Hörgeräte, die der jeweilige Akustiker verkauft, bis zur Art der Anpassung und der individuellen Einstellung am PC. Als Erstes ziehst du einen Kundenfall, welcher mehrere Möglichkeiten hat auszusehen, bekannt sind: Bicros, WHO4, Tinnitus, Monaural, Leicht-, Mittel-, Hochgradigehörverluste und diverse Hobbys.
Darauf beginnt die Beratung. Du solltest dir eine Struktur festlegen, wie du alles in ungefähr 10 Minuten verpacken kannst.
Das sollte die Beratung beinhalten:
- Dein Name
- Was liegt für ein Kundenfall vor?
- Was zahlt die Krankenkasse dazu (Alles nur circa)
- Welche Bauformen gibt es
- Welche Materialien an Otoplastiken gibt es und welche Formen
- Sonderversorgungen möglich?
- Technikstufen jeweils 3 zu der Kassenversorgung
- Was kann das Kassengerät?
- Was kann das erste Zuzahlungsgerät mehr? und wie teuer ist es?
- Was kann das zweite Zuzahlungsgerät mehr? und wie teuer ist es?
- Was kann das dritte Zuzahlungsgerät mehr und wie teuer ist es?
- Was passt am besten zum Kunden und benötigt er gegebenenfalls Zubehör?
Daraufhin kommt jetzt dein Hörgeräteprogramm ins Spiel.
Du stellst jetzt von drei Herstellern drei Premium Geräte vor, die am besten auf deinen Kundenfall passen d.h. hat der Kunde Athrose in den Händen, wählst du drei HDO-Geräte aus. Möchte er etwas Kleines und Unauffälliges und der Hörtest lässt es zu, wählst du ein IDO-Gerät aus oder in einem anderen Fall ein RIC-Gerät. Wenn du die herstellerspezifische Geräte-Bezeichnung nennst, dann immer vollständig Also Gerätename, Technikstufe z.b. B90, Stärke z.b. 85.
Dann wird eine Otoplastik für den Kunden angefertigt, hier musst du das Material nennen: die Form, die Länge des Zapfens, die Beschaffenheit des Zapfens, die ZuBo und ob Schallschlauch oder eine Ex-Hörer Otoplastik angepasst wird.
Nun wählt der Prüfer ein Gerät der genannten Geräte aus und fragt dich, nach den von dir vorbereiteten Features. Er sagt z.B. ,,Nennen Sie mir bitte, vier Features und zwei Hehrstellerspezifische“, darauf hin wirst du z.B. von Signia antworten „SoundSmoothing, eWindscreen, Impulsschallunterdrückung, Rückkopplungsunterdrückung, Spracherkennung und Hallreduzierung“
Die Features, die du nennst solltest, musst du bis ins kleinste Detail erklären können. Aus diesen Features wählt der Prüfer sich 2-3 aus und möchte, dass du ihm diese, so genau wie möglich, erklärst.
Wenn du damit fertig bist, wird er dir noch ein paar allgemeine Fragen stellen z.B „Welche Krankenkassenunterlagen ein Kunde und welche du als Akustiker unterschreiben musst.“
Falls du Zubehör genannt hast, welche Übertragungsart und welche Frequenz, sowie die maximale Übertragungsweite, könnten auch abgefragt werden.
Danach wird er „Was wäre, wenn?“ Fragen stellen, das heißt sowas wie „Der Kunde kommt zurück in die Filiale und beschwert sich, dass ihm Papierrascheln zu laut ist. Was würden Sie für eine Lösung vorschlagen?“ Darauf solltest du mit einem Frequenzbereich „von bis“ einem Eingangsschalldruckpegel und einer Dezibel- Angabe antworten.
Nun wird der Prüfer dich auffordern, die gewünschte Software zu starten. Achte darauf, dass du das richtige Hörsystem mit der richtigen Stärke und der benannten Otoplastik auswählst.
Hast du das geschafft solltest du, als erstes First fit einzustellen, d.h. die Ersteinstellung mit der der Kunde aus dem Hörgeräteakustiker-Geschäft entlassen wird.
Daraufhin wird er wieder ein Problem schildern, welches du lösen musst, jedoch dieses Mal in der Software. Wenn du dies Alles erledigt hast, ist die halbe Stunde auch schon geschafft.
Das war erstmal ein grober Einblick in die Gesellenprüfung. Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen und das Mysterium „Praktische Gesellenprüfung“ aufklären.