Nachhaltigkeit und Hörgeräte

Können Hörgeräte nachhaltig sein - Stichwort Batterien?

Veröffentlicht am: 5.11.2021
Autor/in: Janine
Lesezeit: Minuten

Ja, Hörgeräte können nachhaltig sein. Bei den kleinen Helfern denkt man nicht zuerst an die Nachhaltigkeit. Hörgeräte funktionieren mit Batterien und wie wir alle wissen, sind Batterien nicht besonders umweltfreundlich. Sie verbrauchen rund 40-500 mal mehr Energie in der Herstellung als sie nachher abgeben können. Die 312er-Batterie zum Beispiel hält im Durchschnitt eine Woche – abhängig von der Tragedauer. Dann ist sie leer und muss ausgetauscht werden. Wer also zwei Hörgeräte trägt, verbraucht daher 104 Knopfzellen im Jahr. In fünf Jahren sind das 520 Einwegbatterien, die aufwendig entsorgt werden müssen. Neben Wertstoffen wie Zink, Eisen, Aluminium, Lithium und Silber können giftige Inhaltsstoffe wie Quecksilber, Cadmium und Blei enthalten sein und gefährden bei unsachgemäßer Entsorgung die Umwelt. Sie reichern sich an und wirken sich gesundheitsschädlich auf Mensch, Tier und Natur aus.

Außerdem ist der Wechsel der Batterie im Hörgerät für Menschen mit Sehstörungen und motorischen Einschränkungen in der Handhabung oftmals schwierig. Sie sehen die Klappe zum Öffnen des Batteriefaches nicht, ob die Batterie richtig herum eingelegt ist oder können die kleinen Filter nicht tauschen. In der heutigen Zeit ist vieles über Akku betrieben. Und endlich ist er auch in der Hörgeräte-Branche angekommen. Die Hörgeräte mit Batterie gibt es weiterhin, aber als umweltfreundliche Alternative werden gerne die mit Akkus eingesetzt.

Akkus als Alternative zu Batterien

Bei Hörgeräten waren die Akkus anfangs ziemlich schwierig, da die Laufzeit derselben zu gering war. Das hat sich deutlich zum Positiven verändert. Heute haben die Akkus in den Geräten eine Laufzeit von bis zu 24 Stunden. Die Geräte werden über Nacht aufgeladen – wie das Handy. Etwa drei Stunden dauert das Aufladen. Die verwendeten Lithium-Ionen-Akkus sind sehr robust, sodass bei Hörgeräten die Lebensdauer in der Regel bei sechs Jahren liegt.

Dabei wird zwischen zwei Akkuvarianten unterschieden:

  • Austauschbar: diese funktionieren ähnlich wie Batterien – der Akku lässt sich herausnehmen. So kann dieser ausgetauscht werden, wenn er sich zum Beispiel aufbläht. Oder durch Batterien ersetzt werden (bei bestimmten Geräten). Es ist auch hilfreich in Fällen, wenn keine Möglichkeit besteht, die Geräte aufzuladen.

  • Integriert: Bei integrierten Akkus wird das Hörgerät in eine Ladestation gesetzt. Er kann nicht herausgenommen und somit nicht durch eine Batterie ersetzt werden. Unterwegs lassen sich die Geräte mit einer Power Bank laden, sollte der Akku schwach werden. Außerdem ist ein umständliches Wechseln nicht notwendig.

Vorteile der Akkusysteme

Akkusysteme haben einige Vorteile gegenüber den Batteriesystemen. Der Wichtigste: Sie schonen die Umwelt, da sie weniger Abfall produzieren. Die Geräte sind außerdem langlebiger, da sie besser gegen Feuchtigkeit geschützt sind. Das liegt daran, dass die Geräte komplett geschlossen sind (integrierter Akku) und kein Batteriefache aufgemacht werden muss. Akkugeräte sind in der Handhabung einfacher, da sie „nur“ aufgeladen werden müssen. Mit einer Power Bank können die Geräte sogar „überall“ aufgeladen werden.

Umwelt schützen mit kleinen Schritten

Das Hörgerät und Smartphone zusammen harmonieren, ist nichts Neues. Mit den meisten neuen Hörgeräten kann man längst Musik hören, telefonieren oder über eine App Einstellungen vornehmen. Aber es gibt noch viel mehr. So ist es heute schon möglich, nach einer persönlichen Anpassung bei den Hörgeräteakustikern alle weiteren Einstellungen oder Wünsche über eine Fernanpassung durchführen zu lassen. Dafür benötigt man Bluetooth und eine Internetverbindung. Das Ganze funktioniert über eine spezielle App. So spart man Zeit und den Weg zum Akustiker, denn die Einstellungen kann man entspannt von zu Hause oder im Büro vornehmen lassen. Die (unnötigen) Wege belasten die Umwelt nicht.

Alte Geräte spenden – wenn es langsam Zeit für neue Hörgeräte wird, kann man ein wenig an die Umwelt denken. In den Mülleimer geworfen werden müssen die alten Hörgeräte nicht. Die Hörakustiker nehmen diese gerne entgegen, rüsten sie auf und reinigen sie gründlich. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, die Geräte ins Ausland zu geben. Es gibt Stiftungen, die speziell alte Geräte sammeln und sie zum Beispiel an hörgeschädigte Kinder in der ganzen Welt abgeben. Man selbst kann im Internet einen Freiumschlag anfordern, in dem man die alten Geräte an die Stiftungen schicken kann. Dort werden diese dann gesammelt und mit anderen in ärmere Länder versendet. Eine, wie ich finde, ganz tolle und nachhaltige Idee.

Leere Batterien müssen richtig entsorgt werden. In jedem Fall sollten die leeren Batterien nicht in den Restmüll geworfen werden. Bei Hörgerätebatterien gilt das gleiche Prinzip wie bei anderen Batterien, selbst wenn sie wesentlich kleiner sind. Wo Batterien gekauft werden können, können die alten leeren Batterien in jedem Geschäft wieder abgegeben werden. Nach einer Recherche vom Radiosender Bayern1 kam der Umweltkommissar Alexander Dallmus zu dem Ergebnis, dass mehr als die Hälfte der Batterien und Akkus nicht im Recycling-Kreislauf landen. Das sind aufgrund der oben beschriebenen Schadstoffe keine gute Nachricht.

In Sachen Nachhaltigkeit hat sich damit (endlich) etwas in der Hörgeräte-Branche getan. Am Ende muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, welches Gerät die richtige Variante ist. Es muss schließlich an den individuellen Bedarf angepasst werden.

Auch in der Augenoptischen Branche gibt es einiges, was heute schon getan werden kann. Im nachfolgenden Artikel sind 10 Tipps zur Nachhaltigkeit in der Augenoptik zusammengefasst.