Otoplastiken gibt es in vielen verschiedenen Formen und Varianten. Ich möchte hier etwas genauer auf die Funktionen und Verwendungen einzelner Formen eingehen. Jede Form hat bestimmte Vor- und Nachteile, sei es akustisch, optisch oder funktionell. Als erstes schauen wir uns die Haltezonen an, welche Haltezonen genutzt werden können, ist von der Anatomie (also der Ausprägung der Strukturen der Ohrmuschel) abhängig.In untenstehendem Bild sehen wir 3 von den 4 Haltezonen.
- Die am tiefsten gelegene Stelle des Antitragus hindert die Otoplastik daran, bei Kaubewegungen aus dem Ohr zu rutschen.
- Die am tiefsten gelegene Stelle der Cymba (die höchste Stelle an der Otoplastik) hindert das Ohrstück daran, zu verkannten und sich im Ohr zu drehen.
- Der Tragus (wird nicht zwingend in voller Länge benötigt) hindert die Otoplastik daran, ins Ohr reinzukippen. Der Tragus ist für mich eigentlich keine Haltezone, der Tragus ist zu beweglich für einen richtigen Halt.
- Der erste Knick des Gehörgangs (ist auf dem Bild nicht zu sehen, kann nur genutzt werden wenn der Gehörgang nicht zu gerade ist) erzeugt zusätzlichen Halt. Der erste Knick kann zum Beispiel bei einer reinen Stöpselform genutzt werden und wäre in diesem Fall zwingend erforderlich, da dies die einzige Haltezone dieser Form ist.
-> Kommen wir nun zu den Grundformen der Otoplastiken.
Die Lübecker Grundform
Die Lübecker Grundform ist die Basis der meisten Otoplastiken. Sie besitzt alle möglichen Haltezonen und deckt die komplette Ohrmuschel ab. Aus rein funktioneller Sicht ist diese Form vollkommen ausreichend. Aus optischer Sicht und aus Sicht des Tragekomfort, ist diese Form allerdings nicht zu empfehlen.
Pro:
- besitzt alle Haltezonen
- kompatibel mit allen akustischen Modifikationen (z.B. Hoka, Hornbohrung, Nugget)
- es lassen sich alle anderen Formen daraus fräsen
- sehr günstige Otoplastik
- sehr robust
Contra:
- deckt die gesamte Concha ab und dadurch sehr schlechte Belüftung der Haut
- Kosmetisch wenig ansprechend
- lässt sich nicht gut greifen und somit relativ schwer zu bedienen
Die Schale
Die Schale ist eine etwas weiter ausgearbeitete (ausgehöhlte) Lübecker Grundform. Sie besitzt alle möglichen Haltezonen und deckt die komplette Ohrmuschel ab. Aus rein funktioneller Sicht ist diese Form vollkommen ausreichend. Aus optischer Sicht und für den Tragekomfort ist diese Form etwas besser als die Lübecker Grundform. Die Schale wird oft für Otoplastiken aus Silikon verwendet.
Pro:
- besitzt alle Haltezonen
- kompatibel mit allen akustischen Modifikationen (z.B. Hoka, Hornbohrung, Nugget)
- es lassen sich alle anderen Formen daraus fräsen
- recht günstige Otoplastik
- sehr robust
Contra:
- deckt die gesamte Concha ab und dadurch sehr schlechte Belüftung der Haut
- Kosmetisch wenig ansprechend
Der Ring
Der Ring ist die wohl am häufigsten benutzte Form. Sie besitzt alle möglichen Haltezonen und liegt nur am äußeren Rand der Concha an. Diese Form ist in allen Belangen (Funktionalität, Optik und Tragekomfort) sehr gut aufgestellt. Diese Form empfiehlt sich für gut strukturierte Ohrmuscheln.
Pro:
- besitzt alle Haltezonen
- kompatibel mit allen akustischen Modifikationen (z.B. Hoka, Hornbohrung, Nugget)
- gute Belüftung der Concha
- sehr robust
Contra:
- kann bei zu feiner Ausarbeitung schnell brechen
- Kosmetisch wenig ansprechend bei flach auslaufenden Ohrmuscheln
Die Kralle
Die Kralle gehört zu den meistgenutzten Formen. Sie besitzt alle möglichen Haltezonen und besteht eigentlich auch nur aus den Haltezonen. Diese Form ist in allen Belangen (Funktionalität, Optik und Tragekomfort) sehr gut aufgestellt. Diese Form empfiehlt sich für flach auslaufende Ohrmuscheln.
Pro:
- besitzt alle Haltezonen
- kompatibel mit allen akustischen Modifikationen (z.B. Hoka, Hornbohrung, Nugget)
- gute Belüftung der Concha
- kosmetisch recht unauffällig
Contra:
- bricht verhältnismäßig schnell
Die Spange
Die Spange gehört zu den meistgenutzten Formen. Sie besitzt alle möglichen Haltezonen und liegt wie der Ring nur am äußeren Rand der Concha an. Diese Form ist in allen Belangen (Funktionalität, Optik und Tragekomfort) sehr gut aufgestellt. Diese Form empfiehlt sich für Kunden, die mit einem Ring nicht zurecht kommen. Spangen gibt es mit unterschiedlich langen „Abstützungen“, die Kurzspange hat eine Haltezone (Nr. 2 die Cymba) weniger.
Pro:
- besitzt alle Haltezonen (nur die Langspange)
- kompatibel mit allen akustischen Modifikationen (z.B. Hoka, Hornbohrung, Nugget)
- gute Belüftung der Concha
- kosmetisch recht unauffällig (bei gut strukturierten Ohren oder als Kurzspange)
Contra
- Langspange bricht sehr schnell
- Kurzspange hat eine Haltezone weniger und kann dadurch verkannten
Der Stöpsel
Der Stöpsel gehört zu den meistgenutzten Formen. Sie besitzt nur eine einzige Haltezone und hat keinerlei Materialauflage in der Concha. Diese Form ist vor allem optisch sehr unauffällig. Der Stöpsel ist für Kunden geeignet, die sehr viel Wert auf Diskretion legen und genügend Halt im Gehörgang bieten.
Pro:
- kompatibel mit vielen akustischen Modifikationen (z.B. Hoka, Hornbohrung, Nugget)
- sehr gute Belüftung der Concha
- kosmetisch sehr unauffällig
Contra:
- besitzt nur eine Haltezone (Nr. 4 erster Knick im Gehörgang)
- kommt nur in Betracht wenn der Gehörgang passend ist