Brumm … Summ … Oder doch eher ein Rauschen? Erkennst du die Geräusche wieder? Vielleicht kommen sie dir bekannt vor, weil du es für einen kurzen Moment erlebt hast: das Ohrensausen! Genauer gesagt: einen Tinnitus.
Leider verschwindet das lästige Sausen nicht bei jedem. Die Symptome von Tinnitus können von Betroffenem zu Betroffenem nicht unterschiedlicher sein. Die einen nehmen ihn als ein Klingeln, Zischen, Brummen, Summen oder Sausen war. Andere wiederum eher als einer Art Rauschen. Aber nicht nur die Art kann variieren, sondern auch die Lautstärke und die Frequenzen der Geräusche. Selbst die Dauer des Ohrensausens wird unterschiedlich beschrieben. Bei dem einen ist es ein lästiger Dauerton, bei anderen tritt er nur gelegentlich auf. In den meisten Fällen kann nur der Betroffene selbst die Geräusche hören. In ein paar seltenen Fällen tritt jedoch ein sogenannter objektiver Tinnitus auf. Dazu später mehr.
Was ist ein Tinnitus?
Der medizinische Fachbegriff für das Ohrklingeln lautet Tinnitus (lat. Tinnire = klingeln).
Häufigste Symptome:
- hohe Dauertöne (ähnelt Piepsen oder Pfeifen)
- tiefes Brummen oder Summen
- Klingeln
- Zischen
- Pochen
- Rauschen
In Deutschland ist jeder vierte von einem Tinnitus betroffen. Knapp 1,5 Millionen der Betroffenen leiden darunter so stark, dass sie auf psychotherapeutische Hilfe angewiesen sind. Wie stark das Ohrensausen belastet, hängt davon ab, wie oft und wie lange die Beschwerden auftreten.
Wir unterscheiden zwischen akuten und chronischen Tinnitus. Bei einem akuten Tinnitus halten die Ohrengeräusche nicht länger als drei Monate an oder werden nur ein paar Sekunden wahrgenommen und klingen dann wieder ab. Bestehen die Geräusche jedoch länger als drei Monate, spricht man vom chronischen Tinnitus.
Die Beschwerden der Betroffenen werden in sogenannte Schweregrade unterteilt:
- Grad 1: kompensiertes Ohrgeräusch, kein Leidensdruck
- Grad 2: Geräusch bei Stille hörbar. Störend bei Stress oder körperlicher und seelischer Belastung
- Grad 3: erhebliche Beeinträchtigung (Tinnitusbedingt) im privaten und beruflichen Leben – verursacht Probleme im kognitiven, emotionalen und körperlichen Bereich (bspw. Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Muskelverspannungen, Kopfschmerzen sowie Gefühlen von Hilflosigkeit und Resignation)
- Grad 4: Dauerbelastung durch Tinnitus beeinträchtigt die Lebensqualität extrem – viele ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück und leiden unter massiven psychischen Störungen
Die Einteilung der Schweregrade ist sehr wichtig, um die optimale Therapie für den Betroffenen zu finden. Vorab sollte geklärt werden, ob es sich bei den Ohrgeräuschen um einen subjektiven oder objektiven Tinnitus handelt.
Der subjektive Tinnitus tritt in der Regel am häufigsten auf. Das bedeutet, der Betroffene hört die Geräusche nur allein und der Arzt kann dies nicht feststellen. Die Töne entstehen im Innenohr oder innerhalb der Hörbahn, hier liegen keine akustischen Reize von Außen vor. Grund für einen subjektiven Tinnitus ist die fehlerhafte Informationsverarbeitung im auditorischen System des Gehirns.
Bei ca. 0,1 Prozent der Tinnitusbetroffenen kann der Arzt einen tatsächlichen objektiven Tinnitus feststellen. Das bedeutet, der Arzt hört die Geräusche des Betroffenen und kann sie somit auch messen. Dieser Tinnitus liegt dann meistens an einer körperlichen Erkrankung.
Ursachen für einen Tinnitus
Ein Tinnitus hat verschiedene Ursachen, körperliche oder emotionale:
- Die häufigste Ursachen ist Stress: Hier wird das Hormon Cortisol ausgeschüttet, dadurch wird das Ohr schlechter durchblutet
- psychische Probleme, wie Konflikte in der Familie oder im Berufsleben
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten für einen Tinnitus ebenso infrage kommen, denn dadurch wird das Ohr auch schlechter durchblutet. Dies gilt auch für Stoffwechselstörungen.
- Knalltrauma oder heftiger Lärm, der plötzlich auftritt
- Kieferfehlstellung oder wenn jemand mit den Zähnen knirscht
- Ohrerkrankungen oder Entzündungen im gesamten Körper
- Verspannungen im Bereich des Nacken und Halswirbel
- veränderte Druckverhältnisse wie z.Bsp. beim Fliegen oder Tauchen
- Nasennebenhöhlenentzündung
- Hörsturz – rund 70 Prozent der Betroffenen entwickeln einen Tinnitus
- Verletzung des Trommelfells
- Ohrenschmalz-Pfropf
- Nebenwirkungen von Medikamenten wie z.Bsp. bestimmte Antibiotika (wie Gentamycin), harntreibende Mittel (Diuretika), Chemotherapeutika (Krebsmedikamente), Mittel gegen Malaria, einige Psychopharmaka sowie für höhere Dosierungen des Schmerzmittels Acetylsalicylsäure (ASS)
- Virusinfekt
Wichtig zu wissen: ein Tinnitus selbst ist keine Krankheit, sondern ein Symptom! Bei einer Krankheit wird oft die Ursache bekämpft, beim Tinnitus können jedoch nur Symptome behandelt werden!
Was tun gegen Tinnitus?
Es gibt einige Möglichkeiten und Tipps, ihn zu behandeln, genauer gesagt, mit ihm umzugehen. Begleitet zum Rauschen, Klingeln, Summen o.ä. kommen häufig noch andere Symptome hinzu. Dazu zählen z.B.: Depressionen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Gereiztheit, Angstzustände, Konzentrationsstörungen, Nervosität o.ä.
Je schneller man eine Behandlung beginnt, desto besser sind die Chancen, dass sich die Ohrgeräusche nicht weiter verschlechtern.
- Im Akutfall erhält man bei schnellen Handeln eine medikamentöse Therapie vom Arzt verschrieben, z.B. Kortison oder Tinnitus-Infusion zur Durchblutungssteigerung. Dies ist aber nur möglich, wenn der Tinnitus nicht länger als 3 Monaten auftritt.
- Oft können rezeptfreie pflanzliche Präparate eingesetzt werden, z.B. Ginkgo (zum Unterstützen)
- Entspannungstechniken erlernen, um Stress abzubauen, wie die Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga, Akupunktur, Homöopathie, Thai-Chi oder Feldenkrais
- Verhaltenstherapien, um zu erlernen, mit dem Tinnitus zu leben
- Selbsthilfegruppen für Tinnitusbetroffene
- Magnetfeldtherapie
- Musiktherapie (hier hört der Betroffene Musik, die die Frequenzen des Tinnitus überdeckt. Ziel: Ablenkung von den Ohrgeräuschen)
- Tinnitus Noiser (praktisch eine Art Hörgerät, dass den Tinnitus zum Teil mit einem angenehmen leisen Rauschen überdeckt)
- einen gesunden Lebensstil schaffen
- Ablenkung trainieren
- Positive Erlebnisse schaffen!
Wer selbst von einem Tinnitus betroffen ist, findet bei der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. weitere Hilfe.
Wer mehr über das Ohr lernen möchte, kann gerne einen Blick in die Leihbücherei von Placing-Me werfen! Dort gibt es verschiedene Fachbücher rund um die Hörakustik.