Man braucht es und an manchen Tagen wünscht man sich, man hätte mehr davon: die Rede ist vom lieben Geld. Oder eher nicht? Denn über das Gehalt wird selten gesprochen. Natürlich ist das Gehalt nicht alles. Aber einer der wichtigsten Punkte. In den Nachrichten erschien jüngst ein Beitrag, bei dem sich Europapark-Chef Roland Mack gegen die Ansprüche der jungen Leute gewettert hat. Er habe Mühe, genug Personal für seinen Park zusammenzufinden. Die Work-Life-Balance-Ansprüche der Bewerber betrachte er mit Sorge. Man zahle bereits über Mindestlohn, habe die Löhne erhöht. Als ich die Artikel gelesen habe, war ich zwiegespalten: auf der einen Seite kann ich seinen Frust nachvollziehen. Home Office, kürzere Arbeitszeiten bei gleichbleibendem Lohn und die ach so heiligen freien Wochenenden werden in den Medien regelrecht propagiert und decken sich mit meinen Beobachtungen unter den jüngeren Menschen – sie sind teilweise nicht mehr bereit, auf diese Dinge zu verzichten. Auf der anderen Seite gibt es einfach Berufe, in denen es lange Öffnungszeiten mit Präsens vor Ort oder Schichtdienst gibt – in Notfällen will man ja schließlich auch versorgt werden.
In der Augenoptik gibt Personalmangel – alle suchen händeringend. Nicht nur dass wir unseren Beruf verramschen, sondern es flüchtet auch der eine oder andere aus dem Laden. Schaut man in die aktuellen Stellenanzeigen in der Branche steht häufig der Stichpunkt „überdurchschnittliche Bezahlung“. Das liest sich im ersten Moment gut, heißt es doch, dass man etwas mehr Gehalt erwarten darf. Natürlich ist das Gehalt nicht alles. Auch die (flexiblen) Arbeitszeiten spielen in die Karten. Wer ständig Überstunden leistet oder sich nicht wohl fühlt im Team, weil das kollegiale Miteinander fehlt, dem nutzt das bessere Gehalt nicht viel – Stichwort Work-Life-Balance. Durch die Sechs-Tage-Woche und die Öffnungszeiten der einzelnen Geschäfte können durchaus flexible Zeiten und Teilzeit angeboten werden. Ich für meinen Teil halte das für unsere Branche für längst überfällig. Ein paar Stunden weniger pro Woche machen viel aus – ich kann die Zeit nutzen, um mich zu erholen, zu schreiben, etwas mit Freunden oder Familie unternehmen oder auch einem Ehrenamt nachgehen.
Neben der Arbeitszeit ist das Gehalt reine Verhandlungssache. Doch wie soll man über das Gehalt verhandeln, wenn man die branchenüblichen Verdienste oder gar seinen eigenen Wert nicht einschätzen kann? Laut dem Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) liegt die Empfehlung bei einer 40-Stunden-Woche bei folgender Vergütung:
- Augenoptikergeselle betriebsinterne Werkstatt bzw. Verkauf = 2.030 Euro
- Augenoptikergeselle mit steigenden Tätigkeitsjahren = bis 2.380 Euro
- Augenoptikermeister = 2.740 Euro
Wenn wir annehmen, dass die Quereinsteiger mit dem Mindestlohn eingestellt werden, erhalten sie nach der letzten Erhöhung im Juli 2022 nun 10,45 Euro und somit knapp 1.700 Euro im Monat. Mit Wirkung zum 01. Oktober 2022 wird der Mindestlohn auf 12 Euro pro Stunde angehoben. Damit liegt der Verdienst bei 1.920 Euro im Monat – und nur 110 Euro weniger als die Empfehlung für die Gesellen. Mein Gefühl sagt mir deutlich, dass dies zu wenig ist im Vergleich! Spätestens jetzt wäre also der Zeitpunkt, die Empfehlungen anzupassen.
Ist der Gehaltssprung kaum der Rede wert oder aus welchen Gründen auch immer nicht möglich, kann der Arbeitgeber das Netto-Gehalt seiner Mitarbeitenden mit kleinen Benefits aufbessern. Steuerfreie Zuwendungen liegen im Jahr 2022 bei 50 Euro im Monat. Bei den aktuellen Spritpreisen ist der altbekannte Klassiker, ein monatlicher Tankgutschein, ein willkommener Benefit. Es gibt aber auch aufladbare Gutscheinkarten, die für für bestimmte Geschäfte und Akzeptanzstellen gelten (Closed-Loop-Karten, die keine Barzahlungsfunktion haben dürfen). Darüber hinaus kann ein steuerfreier Zuschuss zu den öffentlichen Verkehrsmitteln geleistet werden. Bei Betriebsveranstaltungen kann zwei Mal im Jahr bis zu 110 Euro pro Mitarbeitendem und seiner Begleitung aufgewendet werden. Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge kann ein Unternehmen bis zu 600 Euro pro Jahr steuerfrei und sozialversicherungsfrei erstatten. Zum Beispiel für ein Seminar zum Thema Achtsamkeit.
Ich für meinen Teil bin das erste Mal zufrieden mit meinem Gehalt in der Branche und den Benefits, die ich bekomme. Damit meine ich nicht nur den Kaffee und das frische Obst, denn das ist für mich selbstverständlich. Ich meine das, was am Ende bei mir auf dem Konto landet – bei weniger Stunden Arbeitszeit pro Woche. Es ist möglich, mehr zu verdienen in unserer Branche. Daher mein Rat: nutze deine Stärken und verhandle neu! Du bist nicht zufrieden mit deinem aktuellen Arbeitgeber? Weil er dir keine Gehaltserhöhung geben will? Dann schau dich unverbindlich und anonym im Portal bei Placing-Me um. Vielleicht ist der neue Job nur wenige Klicks entfernt!