Fragt ihr euch auch, was man sich unter „Startup im Bereich der Hörakustik“ vorstellen kann?
Genau das war auch mein Gedankengang, als ich Ende 2016 zufällig auf die Seite von Placing-You kam und mit dem Aufhänger „Einhornjob“ diese Beschreibung fand. Ein Betrieb, der nicht im klassischen Sinne in der Hörakustik tätig ist.
Ich war zu dem Zeitpunkt erst am Anfang des dritten Lehrjahres meiner Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin, sodass ein Gesellenjob für mich noch nicht in Frage kam. Trotzdem habe ich Placing-You eine unverbindliche E-Mail geschrieben, um zu erfahren, was sich genau dahinter verbirgt. Keinen Tag später hatte ich meine Antworten.
Danach ging alles gefühlt ziemlich schnell. Ich führte während meines Berufsschulblockes in Lübeck ein SkypeBewerbungsgespräch mit den Gründern von PROAURIS (lat. Pro = für, auris = das Ohr), verabredete mich mit ihnen für einen Probetag direkt vor Ort in Kaiserslautern, wurde dort sehr herzlich empfangen – fast so als würden wir uns schon viel länger kennen als die Stunde Skype - und unterschrieb wenig später den Arbeitsvertrag. Sie hatten es mir auch wirklich nicht schwer gemacht, ja zu sagen und alle Zelte in Bremen abzubrechen.
Und wie ist es jetzt für ein Startup-Unternehmen zu arbeiten?
Und nun sitze ich hier, nach drei Jahren Ausbildung, abgeschlossen in einer harten Gesellenprüfungswoche an der Akademie für Hörakustik, nach einem holprigen Umzug 600km gen Süden, in einem großen Loft ähnlichen Raum mit angeschlossener Sonnenterrasse, ausgestattet mit Schreibtischen, auf denen für jeden Mitarbeiter ein kleines Pflänzchen bereitsteht, einem Billardtisch, einem Klavier und ganz vielen netten, jungen Menschen, die gemeinsam dieses StartUp groß machen wollen (und auch werden - da bin ich mir ziemlich sicher). Die Atmosphäre hier ist eine ganz andere, als im regulären Fachgeschäft. Du wirst involviert und deine Einzelleistung hat, im Gegensatz zu großen Ketten, Einfluss auf die Performance der Firma. Du bist eben keine „Nummer“. Bereits an meinem ersten Arbeitstag durfte ich schon voll loslegen.
Doch die Frage, die wohlmöglich alle Leser viel brennender interessiert: Wie unterscheidet sich das Arbeiten bei PROAURIS von dem „normalen“ Alltagsleben eines Akustikers im Fachgeschäft?
Nun ja, es ist schon eine 180 Grad Drehung in der Tätigkeit. Mein direkter Kundenkontakt beschränkt sich nur noch auf das Beraten am Telefon. Ja…ich kann eure Skepsis schon hören. Hier das Gute: Kein „Können Sie mal eben schnell“, kein Ohrenschmalz, kein Kabelsalat der Programmierkabel, kein Warteschleifenblues der Krankenkassen. Obwohl ich Menschen gerne persönlich zu neuem Hören verholfen habe, ist doch in den meisten Fällen eher Überredungskunst gefragt gewesen. Ich bin einfach kein Verkäufer. Und so ist das Beste daran, ausschließlich mit den Leuten telefonisch in Kontakt zu stehen und sie dort zu beraten: Ich habe keinerlei Verkaufsdruck. Denn die eigentliche Arbeit und das Verkaufen liegen in der Hand des Akustikers, zu dem ich potenzielle Hörgeräteneulinge nach Klärung der ersten Fragen und einer allgemein gehaltenen verweise. Hier bei PROAURIS kann ich Menschen von Hörgeräten (oder auch einfach nur von einem aufklärenden Hörtest) überzeugen, während sie sich nicht überwinden müssen, sich - persönlich vor mir stehend - einzugestehen, dass sie schlecht hören. Da ist die Hemmschwelle heutzutage leider immer noch sehr hoch. In einen Laden gehen, um etwas zu kaufen, dass die meisten mit alt und hilfsbedürftig sein verbinden und eigentlich auch keiner will? Das hat noch Zeit. Das brauche ich noch nicht. Sätze wie „Der Arzt hat gesagt, ich brauche ein Hörgerät“ oder „Meine Frau sagt, ich höre schlecht“ kennt wohl jeder Hörgeräteakustiker. Diese Sätze kommen jedoch auch am Telefon vor. Aber bei weitem nicht in der Zahl, wie im Fachgeschäft. Man merkt, dass es potenziellen Neukunden einfach leichter fällt, sich im World-Wide-Web erst zu informieren und dann übrig gebliebene Fragen - fast schon anonym - telefonisch zu klären.
Den ganzen Tag nur telefonieren?
Glaubt mir, ich war anfangs auch unsicher, zumal ich eher zu der Riege der E-Mail-Schreibern gehöre, als zu den Telefonierern. Aber nicht nur das Telefonieren gehört zu meinen Aufgaben. Als eine zwar noch junge, aber dennoch Frau vom Fach, unter ebenso jungen Menschen, die sich hauptsächlich mit Marketing auskennen, gehört es ebenfalls zu meinem Aufgabenbereich, Texte für unsere Website zu schreiben und Korrektur zu lesen, an YouTube-ErklärVideos mitzuwirken und natürlich in erster Linie Fragen rund um das Thema Hören und Hörgeräte zu beantworten. Man wird gebraucht. Man wird geschätzt. Man hat, wie eingangs schon erwähnt, einen direkten Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens. Und dabei ist die Mentalität der Kollegen und gerade auch die der Chefs sehr angenehm und locker. Es fühlt sich gut und besonders an, Teil eines Startups zu sein, was so viel Potential birgt, aktiv beim Aufbau mitzuwirken, seine eigenen Ideen mit einbringen zu können und immer auf ein offenes Ohr zu stoßen. Und ganz nebenbei klärt man Menschen auf und ebnet ihnen womöglich einen Weg zu einem besseren Leben.
So funktioniert PROAURIS
In diesem kurzen Video könnt ihr euch anschauen was ich & das Team von PROAURIS genau macht. Erklärvideo zu PROAURIS