Auf Instagram und anderen sozialen Medien sieht man sie überall: die ganzen supertollen Familien, mit dem schicken Neubauhaus, das immer blitzblank aussieht. Oft sind es die Mamas, die den ganzen Alltag auf Bild und Video festhalten, dabei super gestyled sind und die Kinder immer in tollen Outfits präsentieren.
So sieht die Realität bei mir Zuhause aus: Eine Wohnung, die nicht aus dem Katalog stammt, Kratzer im alten Holzboden. Kein großes Wohnzimmer mit offener Wohnküche. Und vor allem keine blitzsaubere, aufgeräumte, sterile Wohnung.
Das Leben als „Working Mum“
Müde, ich bin fast die ganze Zeit müde. Ich bin nach vier Monaten wieder arbeiten gegangen mit zwei vollen Arbeitstagen. Mein Mann betreut unseren Zwerg und arbeitet dann die anderen drei Tage die Woche. Zum einen ist das super, man kommt als Mama raus, darf sein Gehirn wieder nutzen. Normale Gespräche führen, essen wenn man Hunger hat, aufs Klo gehen, wenn man muss. Meine Arbeitszeit ist für mich wie Urlaub. Aber das Abpumpen und das Stillen in der Nacht verlangt einem als Mama doch einiges ab. An manchen Tagen ist man mit dem Gedanken nur Zuhause, weil unser Zwerg nur am motzen ist, weil er zahnt oder schnupft oder weil einfach ein blöder Tag ist. Dann hat man als „Working Mum“ oft genug Schuldgefühle, da man von der Gesellschaft häufig das Gefühl vermittelt bekommt, man müsse als Mama 100 Prozent der Care Arbeit alleine stemmen. Gleichberechtigung ist bei diesem Thema noch nicht wirklich angekommen. Und dann ist da noch der Haushalt, die Spülmaschine, die immer voll ist, die Wäsche, die nie weniger wird. Irgendwie liegt überall eine Babysocke, Spielzeug oder in unserem Fall noch Katzenhaare herum. Man ist nie fertig und die so hippe „Selfcare“ kommt an den meisten Tagen zu kurz.
Warum wir öfter stolz auf uns sein sollten
Auch wenn nicht jeden Tag alles super läuft, in der Küche noch Geschirr steht, die Wäsche noch im Wäschekorb liegt und am Abend nicht jedes Spielzeug wieder aufgeräumt wurde. Eltern, die ihren Alltag meistern, sind einfach nur toll. Wir kümmern uns um den Nachwuchs, möchten vieles besser machen, bedürfnisorientiert handeln, unseren Kindern Selbstwirksamkeit ermöglichen. Und genau deswegen ist es völlig in Ordnung, dass es bei den normalen Familien nicht Instagramtauglich aussieht. Es ist ebenso normal, dass man mal nicht Vollgas geben kann, nur halbherzig beim Spielen mit dem Nachwuchs dabei ist. Es ist okay, wenn einem die Tränen kommen, weil man überfordert ist, nicht mehr kann und sich nichts sehnlicher wünscht als eine Stunde Pause vom Alltag. Es ist in Ordnung, wir sind keine Superhelden mit außergewöhnlichen Superkräften. Wir sind einfach nur Eltern, Menschen wie jeder andere auch. Ihr seid gut genug für euer Kind, eure Kinder. Sie lieben euch, auch wenn ihr nicht immer euren eigenen Ansprüchen genügt. Deswegen klopft euch auf die Schulter, nehmt euch selbst an und hebt euch die Kraft für die nächste Erkältung auf. Ich drücke allen Alltagshelden die Daumen, ihr macht das schon!
Wenn ihr wissen wollt, wie es ist, in der Stillzeit zu arbeiten, lest den nächsten Blogartikel. Hier habe ich beschrieben, wie Augenoptikerinnen ihr Baby und die Arbeit meistern können.