Wer in der Augenoptik einen Ausbildungsplatz sucht, fragt sich jeder Suchende, wo er hin soll. Lieber zu einem großen Betrieb, sprich zu einem Filialisten, oder doch lieber zum traditionellen, kleinen Betrieb bzw. Familienbetrieb. Heute geht es um die Vor – und Nachteile einer Ausbildung, die man einem traditionellen Optiker macht.
Ich habe meine Ausbildung bei einem Tradi gemacht. Das hatte persönliche Vorlieben. Ich selber komme vom Dorf, wo alles kleiner und familiärer ist. Zudem stamme ich aus einer Optiker Familie, was meinen Berufswunsch schon früh in diese Richtung gelenkt hat. Ich kenne und liebe sehr, wenn das Team kleiner ist und der Umgang persönlicher ist. Bei kleineren Teams lernt man sich besser kennen, wodurch auch gute Freundschaften entstehen können. Unter anderem würde ich behaupten, dass bei einem traditionellen Optiker es insgesamt ruhiger und entspannter ist. Hektik und Stress entstehen eher seltener.
Ein weiter Pluspunkt wäre außerdem, dass man nicht unter Zeitdruck arbeitet. Klar, wenn man zu langsam arbeitet, wird man darauf hingewiesen. Aber man wird weniger angewiesen einen bestimmten Zeitraum einzuhalten, in dem die Arbeit erledigt werden soll. Bei einem Filialisten gibt es häufiger vorgegebene Zeiträume, in dem ein Kunde „abgearbeitet“ werden muss. Meiner Meinung nach produziert das unnötigen Stress, der für beide Seiten zu Frustration führen kann.
Als Azubi bei einem traditionellen Optiker kannst du fast davon ausgehen, dass du im Betrieb der einzige Azubi in deinem Lehrjahr bist (manchmal sogar im gesamten Betrieb der einzige). Das ist toll, weil mehr auf dich geachtet wird, du Übungsmaterialien für dich hast und dich nicht mit anderen Azubis absprechen musst. Zudem liegt die ganze Aufmerksamkeit bei dir, mit dem Ziel, dich durch die Prüfung(en) zu bekommen. Nachteil daran ist, es achten dann alle nur auf dich und man fühlt sich dadurch schneller unter Druck gesetzt. Bei einem Filialisten gibt es meistens mehr Auszubildende gleichzeitig, weswegen man dort nicht so präsent auffällt.
Ein Nachteil als Azubi beim Tradi ist, dass du ins kalte Wasser geworfen wirst. Bei den größeren Ausbildungsbetrieben wirst du häufig als Azubi erstmal in die Werkstatt gesteckt, oder erledigst kleine Aufgaben, wie zum Beispiel Einkaufen gehen für den Betrieb, Post abholen oder arbeitest erstmal nur an der Kasse. Ja, diese Sachen erledigst du auch in der Ausbildung beim Tradi. Aber du arbeitest in den meisten Fällen direkt im Verkauf. So kannst du von Tag eins praktische Erfahrung im Verkaufsgespräch sammeln. Anfangs kann das gerade für 16-Jährige erschreckend sein, da diese noch keine Erfahrung im Beruf haben oder nur wenig Arbeitserfahrung. Ein wahrer Kern steckt schon im Sprichwort: Jeder fängt mal klein an!
Wenn man die Ausbildung bei einem Filialisten macht, kann man davon ausgehen, genügend gefördert zu werden. Viele Betriebe bieten Seminar, oder zusätzliche Übungsstunden in der Werkstatt an. Diese Dinge kann jeder Tradi seinem Azubi auch bieten. Das A und O ist einfach nur mit seinem Chef zu reden und sich auszutauschen. Dies funktioniert beim Tradi etwas leichter, da der Chef meistens der Inhaber ist und nicht wie bei einem Filialisten nur der Filialleiter, der nicht direkt eine Entscheidung trifft.
Auf der Pro Seite für die Filialisten steht auf jeden Fall die Prämie. Diese bekommt man zum Beispiel für gute Zeugnisse oder gute Arbeit in der Werkstatt. Beim Tradi kommt dies selten vor, jedoch bekommt man meistens etwas zur bestandenen Gesellenprüfung.
Eines haben beide Arbeitgeber gemeinsam: als Azubi muss man in beiden Fällen die „miesen“ Arbeiten machen. Sowas wie Putzen, Einkaufen oder aufräumen. Insgesamt kann man nicht pauschal sagen, ob man bei einem Filialisten oder traditionellen Optiker besser ausgebildet wird. Jeder sollte (wenn es möglich ist) bei beiden Arbeitgebern ein Praktikum machen, dort ein paar Tage rein zu schnuppern. Letztendlich ist es die eigene Entscheidung, wo man sich wohler fühlt und sollte diesen Arbeitgeber wählen.
Diese können so individuell und unterschiedlich sein und sollte auf die eigenen Bedürfnisse passen, um für sich das richtige zu finden. An sich ist es der gleiche Beruf, aber dieser kann so unterschiedlich ausgeübt werden, dass jeder in der Augenoptik seinen Platz finden kann und man sich selbst treu bleiben kann dabei. Es schadet nicht, sich bei verschiedenen Betrieben vorzustellen und auszuprobieren. Es ist wie bei Schuhen: manchmal dauert es, bis man den richtigen Platz findet. Das ist auch nicht schlimm, das wichtigste ist, dass man fühlt sich selber wohl fühlt und gerne zur Arbeit geht.
Ob eine Ausbildung in der heutigen Zeit noch notwendig ist, schreibt Augenoptikermeisterin und Krimiautroin Ann-Katrin im nachfolgenden Blogartikel. Wenn der Quereinstieg reicht, verramschen wir den wunderbaren Beruf des Augenoptikers.