Denn unser kleines und auf den ersten Blick recht unscheinbares Organ vollbringt täglich wahre Wunder, die einem gar nicht bewusst sind. Im ersten Teil der Serie “Das Auge” haben wir uns ein paar bekannte Fakten angeschaut. Heute geht es um bekanntes und ein paar kuriose Fakten rund um das menschliche Auge!
Wie die Pupille – sie funktioniert wie die Blende einer Fotokamera. Ändert sich das Licht, verändert sich die Pupille. Sie wird enger (Miosis), wenn mehr Licht in der Umgebung auftritt und verengt sich wieder (Mydirasis), wenn das Licht verschwindet. Der Durchmesser der menschlichen Pupillen schwankt bei jungen Menschen zwischen 1,5 mm (Tagsehen) und 8 mm (Nachtsehen) – ideal sind 3-5 mm für die optimale Abbildung. Mit dem Alter reduziert sich die mögliche Öffnung auf 4-5 mm (Stecknadelkopf). Übrigens: Wenn wir jemanden attraktiv finden, kann sich die Pupille um bis zu 45% weiten!
Der Glaskörper (lateinisch Corpus vitreum) macht den größten Teil unseres Auges aus und ist eine gelartige, durchsichtige Substanz. Er besteht zu 98 Prozent aus Wasser und zu 2 Prozent aus Hyaluronsäure (Zucker und Eiweiß) und Kollagenfasern. Er gibt dem Auge seine Form und stabilisiert sie in der Augenhöhle. Durch den gleichbleibenden Augeninnendruck auf alle Seiten sorgt der Glaskörper dafür, dass sich die Netzhaut, die Aderhaut und die Lederhaut nicht ablösen oder ineinander fallen. Ohne die gleichmäßige glatte Wölbung der Hornhaut und dem gleichbleibenden Abstand zwischen Hornhaut, Linse und Netzhaut wäre das Sehen gestört. Der Augeninnendruck (intraokularer Druck) wird durch das Kammerwasser geregelt. Er ist abhängig von dessen Produktion und dem Abflusswiderstand des Trabekelmaschenwerks.
- Augeninnendruck: ein normaler Augeninnendruck liegt etwa zwischen 10 und 21 mmHg. Eine tageszeitliche Schwankung von bis zu 5 mmHg ist möglich. Liegt er dauerhaft darüber, kann es zu einer Schädigung des Sehnervs oder zum Glaukom (Grüner Star) führen – jedes Auge hat individuelle Drucktoleranzen, bevor es zu Schädigungen kommt
- Kammerwinkel: liegt der Kammerwinkel zwischen 20 und 45°, ist ein Verschluss unwahrscheinlich. Ist er kleiner als 20°, steigt das Risiko eines Verschlusses und damit eines akuten Glaukoms
Mit den rund 100-120 Millionen Stäbchen können wir dank dem Sehpigment Rhodopsin in der Dämmerung und sogar in der Nacht sehen. Sie sind sehr lichtempfindlich. Allerdings ist das Sehen nur in Schwarz-Weiss möglich. Die Zapfen werden erst bei hellem Licht aktiv. Unsere Augen können tagsüber drei Farben sehen: rot, grün und blau. Nach der Farbenlehre sind alle anderen Farben, die wir wahrnehmen können, eine Kombination aus diesen dreien. Und das sind eine Menge: das menschliche Auge kann 10 Millionen verschiedene Farben erkennen, sie aber nicht benennen. Verantwortlich sind hierfür die rund 6-7 Millionen Zapfen auf unserer Netzhaut. Sie sind unterteilt in Rot-Zapfen, Grün-Zapfen und Blau-Zapfen – je nach Wellenlänge des Lichtes reagieren sie. Das menschliche Auge kann Licht mit Wellenlängen zwischen 380 (bläuliches Licht) und 780 (rötliches Licht) Nanometern wahrnehmen. Etwa 2 Prozent der Frauen haben einen vierten Zapfen – den Gelb-Zapfen. Damit können sie rund 100 Millionen Farben unterscheiden!
Fun Fact: die häufigste Farbstörung ist die Rot-Grün-Störung. Sie tritt bei rund 8 Prozent der männlichen Bevölkerung auf. Frauen sind seltener betroffen – nur 0,5 Prozent.
Die schnellste Körperbewegung, zu der wir fähig sind, ist das Blinzeln. In der Regel geschieht das unwillkürlich und unbewusst. Ein einzelner Lidschlag dauert 100 bis 150 Millisekunden und wird vom Augenringmuskel ausgelöst. Wir blinzeln rund 17 Mal pro Minute – das sind 14.280 Mal am Tag und 5 Millionen Mal im Jahr! Der Lidschlag dient dazu, den Tränenfilm auf dem Auge zu verteilen, damit es feucht bleibt, mit Nährstoffen versorgt ist und vor Bakterien geschützt ist. Mit jedem Lidschlag wird Tränenflüssigkeit produziert – ein Gramm pro Tag.
Fun Fact: Der pH-Wert des Tränenfilms beträgt 7,45 und ist damit leicht basisch.
Wimpern leben etwa 100 bis 150 Tage und können bis zu 12 Millimetern lang werden. Dabei sind die unteren Wimpern zwei bis vier Millimeter kürzer als die oberen. Je länger die Wimpern sind, desto besser schützen sie das Auge vor Schmutzpartikeln.
Auch die sechs Augenmuskeln leisten viel: rund 100.000 Mal am Tag bewegen sie sich. Es gibt vier gerade und zwei schräge Muskeln, die zu den aktivsten in unserem Körper gehören – sie verbrauchen rund ein Viertel der Gesamtenergie! Dabei erreichen sie eine Geschwindigkeit von 500 Metern pro Sekunde. Fällt einer der Muskeln aus, fangen die Augen an zu schielen. Ein menschliches Auge kann 60-65 Bilder pro Sekunde (also 60-65 Hz) auflösen – bei fliegenden Insekten liegt das Auflösungsvermögen dank der Facettenaugen bei 250 Hz!
Beim binokularen Gesichtsfeld, dass von einem unbewegten Auge und Kopf wahrgenommen werden kann, hat bei einem Erwachsenen folgende Ausdehnungen:
- Horizontal = 214° (±107° auf jeder Seite)
- vertikal 60-70° nach oben und 70-80° nach unten
Durch Erkrankungen und die natürliche Physiologie des Gesichtes kann es zu Einschränkungen im Gesichtsfeld kommen. Sie sind daher in der neurologischen Diagnostik nicht wegzudenken. Im Tierreich gibt es deutliche Abweichungen: so haben Frösche eine rund 330° große Wahrnehmung, Fliegen dank der Facettenaugen 300°, eine Schleiereule 160° und Schnecken kommen auf 100-200°.
Kuriose Fakten zum Auge
Zum Schluss kommen ein paar spannende und kuriose Fakten rund um das menschliche Auge:
- Niesen mit offenen Augen ist nicht möglich. Weil dabei unwillkürlich sämtliche Gesichtsmuskeln angespannt werden und sich dadurch die Augen schließen. Das verhindert, dass die aus der Nase geschleuderten Fremdkörper wie Staub, Bakterien, Viren, Pollen oder ähnlichem in die Augen eindringen.
- Piraten trugen Ohrringe, da dies das Sehen verbessern sollte. Tatsächlich liegt am Ohrläppchen ein Punkt, der durch Akupunktur zu besserem Sehvermögen beiträgt – das ist aber nicht bei dauerhaften Stichen wirksam.
- Augenklappen dienten den Piraten, um ihr durch das Navigieren mit einem Sextant, bei welchem die Sonne angepeilt werden musste, erblindete Auge zu verdecken. Es konnte auch genutzt werden, um schnell die Lichtverhältnisse zwischen dem sonnigen Deck und dem dunklen Schiffsinneren auszugleichen – einfach die Augenklappe von einem Auge zum anderen tauschen!
- Depressive Menschen nehmen die Welt nach neueren Forschungen grauer wahr – ihre Kontrastwahrnehmung lässt im Gegensatz zu gesunden Menschen nach.
- Verschiedene Studien belegen, dass Menschen mit hellen Augen Alkohol besser vertragen als Menschen, die dunkle Augen besitzen. Dafür sind sie schüchterner, wie andere Studien zeigen. Wissenschaftler der Universität Pittsburgh haben herausgefunden, dass grünäugige Menschen besser mit Schmerzen und seelischem Leid umgehen können.
Hier geht es zum ersten Teil der Serie “Das Auge - ein paar Fakten” - bekannte Fakten rund um das menschliche Auge, die jeder kennen sollte.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter.