In ein paar Tagen ist es wieder so weit: Weihnachten steht vor der Tür. Man trifft seine Liebsten und verbringt ein paar schöne Tage zusammen. Doch häufig kommt es zu Missverständnissen. Jeder hat diese Situationen schon erlebt. Man unterhält sich nichts ahnend mit der Familie und schnell kommt es zu ungewollten Diskussionen bis hin zum Streit. Das soll Euch dieses Jahr auf keinen Fall passieren. Macht Euch vorab ein paar Gedanken: Mit wem möchte ich das Gespräch führen? Wie stehe ich zu dieser Person und ganz wichtig, was kommt bei der anderen Person an? Ja, Kommunikation ist kompliziert, aber unglaublich wichtig.
Habt ihr schonmal etwas von dem Vier-Ohren-Modell gehört? Wenn nicht, erläutere ich Euch in diesem Artikel das Prinzip des Vier-Ohren-Modells. Damit verstehen wir Kommunikation besser und so kann an Weihnachten nichts mehr in die Hose gehen. Das Vier-Ohren-Modell ist ein Kommunikationsmodell. Laut Friedemann Schulz von Thun (deutscher Kommunikationspsychologe sowie Gründer des Schulz von Thun-Instituts für Kommunikation in Hamburg) enthält jede Nachricht nicht nur eine, sondern vier Botschaften gleichzeitig. Diese nehmen wir allerdings auf unterschiedlichen Ebenen wahr und diese heißen Sachebene, Beziehungsebene, Selbstoffenbarung und Appellebene.
Das ist der Grund, warum sich manche Menschen falsch verstehen oder öfter einander vorbei reden. Das bedeutet, dass jeder Mensch, der kommuniziert, auf verschiedenen Wegen wirksam wird. Schulz von Thun spricht von vier Seiten einer Nachricht und stellt diese farbig als Quadrat dar.
Screenshot von Wikipedia
- Sachebene (Blau): Worüber informiere ich dich / informiert der Sprecher? (Sprecher ist immer der, der spricht und der Empfänger, an dem die Nachricht gesendet wird) Worüber rede ich an Weihnachten mit dir?
- Selbstbetroffenheit (Grün): Was ich von mir offenbare/ was der Sprecher von sich zeigt. Was erzähle /sage ich dabei über mich aus?
- Beziehungsebene (gelb): Wie ich zu dir stehe/ was der Sprecher vom Empfänger hält
- Appellebene (rot): Was ich von dir will / was der Sprecher vom Empfänger eigentlich will. Was ich möchte, was bei dir ankommt?
Das bedeutet: Der Sender äußert sich auf vier verschiedene Ebenen und der Empfänger nimmt die Nachricht auf vier unterschiedlichen Ebenen auf. Ich gehe noch einmal bisschen genauer auf die vier Seiten ein:
Sachinhalt
Wie kurz erwähnt, hier gibt man an, worüber man informiert. Es geht nur um Fakten und Daten, also reine Informationen, die der Sender kommuniziert. Der Empfänger hingegen entscheidet nur, ob die ihm gebotenen Fakten wahr, unwahr, relevant oder irrelevant und damit, ob die Nachricht ausreichende oder nicht ausreichende Informationen enthält. Wenn du eine Nachricht an jemanden übermitteln möchtest, solltest du dies klar und deutlich formulieren, um Missverständnisse beider Seiten zu vermeiden.
Selbstoffenbarung
Jeder, der kommuniziert gibt auch immer etwas von sich preis. Ob gewollt oder ungewollt. Dies nennt man im Vier-Ohren-Modell die Selbstoffenbarung oder auch Selbstkundgabe genannt. Hier verstecken sich unter anderem Emotionen, Werte, Ansichten und Bedürfnisse. Das kann deutlich kommuniziert werden oder nur verdeckt in der Nachricht hervorgehen.
Beziehungsebene
Auf dieser Ebene zeigt sich, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält. Mit welcher Art und Weise gesprochen wird. Auch über Gestik und Mimik sowie über die Tonart wird dies deutlich. Das kann etwa ein Zwinkern oder Stirnrunzeln sein. Die Beziehungsebene kann deutlich kommuniziert oder versteckt werden. Der Empfänger kann sich daher geachtet, missachtet, respektiert oder abgelehnt fühlen.
Appellebene
Auf der Appellebene wird klar, dass der Sender etwas vom Empfänger möchte. Das können Befehle, Wünsche, Bitten, Anweisungen oder Ratschläge sein. Fast alle Nachrichten haben die Funktion, auf den Empfänger Einfluss zu nehmen. Der Empfänger hört die Nachricht und fragt sich: Was soll ich jetzt (nicht) tun?!
In jeder Nachricht sind alle vier Ebene enthalten. Je nach Sender und Empfänger sind einige Aspekte stärker ausgeprägt als andere, daher werden Nachrichten von jedem anders interpretiert. Zu Missverständnissen kommt es, wenn der Sender und der Empfänger die vier Seiten, die das Vier-Ohren-Modell vorschreibt, unterschiedlich stark gewichten und auffassen. Viele reden dadurch aneinander vorbei. Das heißt, wenn zum Beispiel jemand einen Appell an sein Gegenüber richtet, während der/die nur auf dem Beziehungsohr hört, entsteht schnell ein Konflikt. Bei der Kommunikation benötigt man immer einen Sender und einen Empfänger. Der Sender übermittelt seine Nachricht über Sprache, Schrift oder Körpersprache. Die Aufgabe des Empfängers ist es dann, diese Nachricht zu decodieren.
Tipps für die Kommunikation
Nicht nur an Weihnachten, sondern auch im Beruf ist Kommunikation enorm wichtig. Daher lässt sich das Vier-Ohren-Modell auf alle Lebensbereiche übertragen, wo regelmäßig miteinander kommuniziert wird. Auch dort kann man sich schnell mal bewusst oder unbewusst falsch verstehen. Damit es zu nicht zu einer unangenehmen Situation kommt, kann man einige Dinge beachten:
- Achte auf eine eindeutige Sprache
- Verwende keine Ironie oder Sarkasmus
- Eine Bitte sowie ein Wunsch sollten klar formuliert sein
- Keine Nachricht sollte versteckte Hinweise enthalten
- Keine Nachricht sollte Vorwürfe enthalten
- Erkundige dich, ob die Nachricht auch richtig verstanden wurde
- Bei Unsicherheit, frage direkt nach!
Selbst wenn man all diese Tipps befolgt, liegt es nicht immer in der Hand des Senders, dass die Nachricht richtig aufgenommen wird. Es kommt auch auf die Formulierung, den kognitiven Fähigkeiten des Empfängers und die Tagesform des Empfängers an. Wenn man sich das Vier-Ohren-Modell einmal genauer anschaut, wird man schnell verstehen, dass das Wichtigste oft vergessen wird. Das richtige Zuhören! Wer zuhört, erfährt mehr. Wer zuhört, gibt seinem Gegenüber das Gefühl, respektiert und wertgeschätzt zu werden.
Weihnachts-Beispiel vom Vier-Ohren-Modell
Um euch das Prinzip noch ein wenig besser zu veranschaulichen, habe ich euch mal ein Beispiel erstellt: Die Familie sitzt an Weihnachten gemütlich am Tisch. Die Mama hat ordentlich aufgetischt. Dann fragt der Ehemann: „Hast du das Rezept verändert?“
Bei der Ehefrau kommt das an:
- Sachinhalt: Das Essen schmeckt anders als sonst.
- Selbstkundgabe: Ihm schmeckt das Essen heute nicht.
- Beziehungsebene: Die Beziehung zwischen ihnen ist stark genug, um offen die Meinung zu äußern, dass das Essen anders ist.
- Appellebene: Verwende in Zukunft wieder das andere Rezept.
Wenn man sich in die Sicht des anderen hinein versetzt, kann man den anderen viel besser verstehen und Diskussionen vermeiden. So steht einem gelungenen Weihnachtsfest nichts mehr im Weg.
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