Der Weg zum Hörakustiker: spannend!

Ausbildung in der Hörakustik – das musst du wissen

Veröffentlicht am: 1.10.2021
Autor/in: Janine
Lesezeit: Minuten

Alle Wege führen nach Rom – doch ist Rom das Ziel? In einem anderen Artikel habe ich berichtet, wie ich vor vielen Jahren zum Beruf des Akustikers gelangt bin. Kurz gesagt war es ein für mich völlig unbekannter Beruf. Heute, als Hörakustikmeisterin, könnte ich mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.

Doch was macht ein Hörakustiker? Du berätst die Kunden* mit unterschiedlichen Anliegen: sie wollen wieder besser hören oder benötigen einen Gehörschutz für die Arbeit. Als Hörakustiker führst du audiometrische Tests durch, um das Hörgerät optimal anpassen zu können. Beim Hörtest werden verschiedene Töne in verschiedenen Tonlagen vorgespielt. So kannst du feststellen, bei welchen Frequenzen die Kunden Schwierigkeiten haben. Mit einem Sprachtest ermittelst du, wie gut die Kunden Wörter bzw. gesprochenes verstehen. Die weiteren Teste, die du als Akustiker anwenden kannst, sollen am Ende das bestmögliche Hören für den Kunden erzielen. Darüber hinaus stellst du Otoplastiken für Hörgeräte her oder lässt einen Gehörschutz anfertigen. Für diese nimmst du Abdrücke von den Ohren und dem Gehörgang der Kunden, diese werden individuell gefertigt. Neben der Beratung ist der Service großgeschrieben: Als Hörakustiker reparierst, reinigst und kontrollierst du die Hörhilfen, damit diese dauerhaft funktionieren. Mit einer Software werden Feineinstellungen an den Hörgeräten vorgenommen, um für die Kunden die passende Einstellung zu finden. Zum Schluss führst du die Abrechnungen mit den Krankenkassen durch, erstellst Rechnungen für die Kundschaft und dokumentierst säuberlich alle Vorgänge.

Vorteile als Hörakustiker

  • Abwechslungsreiche Tätigkeiten
  • Kontakt zu (interessanten) Kunden, denen du ihre Lebensfreude zurückgibst
  • rasante Entwicklung bei Hörgeräten, deshalb kannst du dich immer mit der neuesten Technik beschäftigen

Hier erfährst du die Vorteile eines Hörakustikers nach deiner Ausbildung.

Ablauf der Ausbildung

Die Ausbildung zum Hörakustiker dauert in der Regel drei Jahre. Bei hervorragenden Leistungen kann die Ausbildungsdauer jedoch verkürzt werden. Sie findet dual statt, das bedeutet, dass du abwechselnd im Betrieb und in der Berufsschule bist. Für angehende Hörakustiker gibt es nur wenige Berufsschulen, daher findet der Unterricht in Blöcken statt – die einzelnen Blöcke sind zwischen drei und fünf Wochen am Stück angesetzt. Die bekannteste Berufsschule ist in Lübeck beheimatet.

In dieser Zeit erhältst du von der Schule eine Unterkunft. Du kannst dir jedoch auch eine eigene Unterkunft z. B. über Airbnb suchen. Die meisten Arbeitgeber unterstützen dich mit der Bezahlung der Unterkunft – das solltest du vorher besprechen. Die Zwischenprüfung soll zum Ende des zweiten Ausbildungsjahres stattfinden und nach drei Jahren schließt die Ausbildung mit einer bestandenen Gesellenprüfung ab.

Inhalte der Ausbildung zum Hörakustiker:in

Eine duale Ausbildung heißt, den praktischen Teil lernst du im Betrieb und den theoretischen Teil in der Berufsschule – sie ergänzt die betriebliche Ausbildung. In der Schule findet vor allem Fachunterricht statt, der die fachlichen Inhalte begleitet. Du lernst die Bereiche Physik/Akustik, Betriebswirtschaft und Politik sowie Kommunikation und Psychologie kennen. Im Lehrplan siehst du, was du im Einzelnen lernst:

  • audiologische Vorgespräche führen
  • Ton-, Sprach- und weitergehende audiologische Messungen durchführen
  • dreidimensionale Abbildungen des äußeren Ohres herstellen
  • individuelle Hörprofile erstellen und Kunden beraten (auch über Zubehör und Sonderversorgungen)
  • Otoplastiken individuell herstellen
  • Patienten mit altersabhängigen und krankheitsbedingten Besonderheiten beraten
  • bei Tinnitus-Versorgungen mitwirken
  • Kunden mit persönlichem Gehörschutz versorgen können
  • Planung und Organisieren von Arbeitsabläufen
  • qualitätssichernde Maßnahmen durchführen
  • Abrechnungsprozesse mit den Krankenkassen durchführen
  • Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz bei der Arbeit kennen
  • Otopskopische Befunde erheben
  • Service - und Instandhaltungsmaßnahmen an Hörsystemen und Zubehör durchführen
  • Marketingaktionen kundenorientiert durchführen

Das klingt nach ganz schön viel Arbeit, oder? Keine Sorge, du kannst stolz auf dich sein, wenn du alles erlernt hast und bei deinen eigenen Kunden anwenden kannst.

Arbeit als Hörakustiker

Akustiker arbeiten in Fachgeschäften. Diese beinhalten den Verkaufsraum, eine Werkstatt, eine oder mehrere Hörkabinen für die Kundengespräche sowie Büroräume, je nach Größe des Fachgeschäftes. In der Regel arbeitest du 40 Stunden pro Woche und das von 9:00 Uhr bis 18:00 Uhr. Einige Fachgeschäfte haben samstags geöffnet, dafür erhältst du einen Freizeitausgleich (ein Tag unter der Woche frei).

Ausbildungsvergütung

Diese ist abhängig von der Firma und dem Bundesland, in dem du wohnst. Seit 2020 gibt es einen Mindestlohn auch für Auszubildende, die sogenannte Mindestausbildungsvergütung.

  • Im ersten Ausbildungsjahr verdienst du mind. 550 Euro brutto pro Monat
  • Im zweiten Ausbildungsjahr bekommst du mind. 649 Euro brutto pro Monat
  • Im dritten Ausbildungsjahr hast du mind. 743 Euro brutto im Monat

(Stand 09.2021)

Voraussetzungen

Du fragst dich, ob du überhaupt für die Ausbildung geeignet bist? Vorzugsweise benötigst du einen Realabschluss oder einen vergleichbaren Abschluss. Da du im direkten Kundenkontakt stehst, ist es wichtig, dass du auf ein gepflegtes Erscheinungsbild achtest. Genauso solltest du ein gewisses Einfühlungsvermögen, Geduld und Verständnis für andere Menschen mitbringen. Gute Kommunikationsfähigkeit ist genauso unverzichtbar wie ein gewisses handwerkliches Geschick. Medizinisches und kaufmännisches Interesse werden auch sehr gerne gesehen.

Du bringst genau das mit und fühlst dich angesprochen? Finde hier deine Traumausbildung

Ausbildungsende in Sicht?

Du kannst nach der Ausbildung viel aus dir machen. Die Technik der Hörgeräte entwickelt sich stetig weiter. So kannst du auf Weiterbildungen gehen und bei großem technischen Interesse kannst du Techniker werden, um später in der Produktentwicklung mitzuwirken. Du kannst aber auch in einer Filiale bleiben und deinen Meister absolvieren und irgendwann deine eigene Filiale leiten.

Jetzt hast du den Beruf des Hörakustikers kennengelernt und vielleicht habe ich dem einen oder anderen bei seiner Entscheidung zur Ausbildung geholfen. Die Entscheidung triffst du nicht von heute auf morgen. Eines kann ich dir mitgeben: die Ausbildung wird dich herausfordern, aber daran wirst du wachsen. Langweilig wird es nie und die Zeit unvergesslich, denn sie vereint so vieles und kein Tag gleicht dem anderen!

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter.