Hörgerät = Bakterienschleuder?

Auf allen Hörgeräten finden sich Bakterien – wo kommen sie her?

Veröffentlicht am: 1.4.2022
Autor/in: Janine
Lesezeit: Minuten

Die meisten Bakterien im Menschen befinden sich im Dickdarm. Man findet sie auch an anderen Orten: zum Beispiel auf einem Hörgerät. Wer ein Hörgerät trägt, rückt dies hin und wieder zurecht. Gerade in der aktuellen Situation, wo hinter den Ohren auch noch die Maske hängt, ist man gefühlt häufiger zugange, um das Hörgerät zu richten. Doch dadurch tummeln sich viele Erreger auf den Geräten. In allen Bereichen haben wir in den letzten zwei Jahren unsere Hygienemaßnahmen erhöht. Auch Hörgeräteträger sollten ihren Geräten eine Portion Reinigung und Pflege gönnen, um Schmutz und vor allem Bakterien zu entfernen. Die kleinen Computer im Ohr erleichtern Menschen mit Hörverlust das Leben. Doch sind sie ständigen Belastungen ausgesetzt. Wasser, Schmutz, Schweiß, Ohrenschmalz und eben Bakterien.

Entzündungen im Gehörgang

Bakterien sind meist mikroskopisch kleine Lebewesen, die in der Regel aus einer Zelle bestehen. Genau diese kleinen Lebewesen können sich auf den Hörgeräten tummeln und akute Infektionen im Gehörgang verursachen. Typische Symptome sind Schmerzen, Rötungen und Ausfluss. Die Infektion kann den gesamten Gehörgang betreffen (generalisierte oder akute Otitis externa) oder nur einen begrenzten Bereich wie bei einem Furunkel.

Die häufigsten Risikofaktoren für eine Infektion des Gehörganges sind unter anderem das Einsetzen von Hörgeräten, wenn diese nicht richtig gereinigt wurden. Andere Gefahren sind etwa Verletzungen des Gehörganges während der Reinigung oder Wasser im Ohr beim Schwimmen. Doch gerade damit sich die Hörgeräte nicht zu einer Bakterienschleuder entwickelt und sich der Gehörgang schlimm entzündet, können Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Ich erlebe es fast täglich, dass Kunden in mein Fachgeschäft kommen, weil sie nichts mehr hören. Beim Überprüfen der Geräte stelle ich oft fest, dass die Hörgeräte komplett nass sind. Dabei bedeutet gerade Hygiene Trockenheit, denn Feuchtigkeit ist der Nährboden für Bakterien.

Trocknung der Hörgeräte

Ein Hörgerät befindet sich meist im Ohr und auch dahinter. Dort kann es heiß und feucht werden, etwa durch Schwitzen oder Kondenswasser. Kein elektrisches Gerät kann dies auf Dauer ertragen. So entstehen nicht nur immer mehr Bakterien, sondern das Hörgerät geht irgendwann kaputt.

Um das zu verhindern, empfehle ich jedem meiner Kunden sich eine Trockenbox zuzulegen. Vorzugsweise eine mit einem UV-Licht, denn dieses UV-Licht tötet die Bakterien und Viren ab, die eine Ohrenentzündung verursachen können. Auch empfehle ich das Hörgerät jede Nacht zu trocknen, um zu verhindern, dass Feuchtigkeit an die Elektronik gelangt. So lebt es länger.

Vorteile einer Trockenbox:

  • verlängert die Lebensdauer der Geräte
  • vermeidet Reparaturen
  • wichtigste Funktion: durch das UV-Licht und die Trocknung haben Bakterien keine Chance

Die einmalige Investition in eine Trockenbox lohnt sich absolut.

Schon gewusst? Hörgeräte sollten nie in feuchten Räumen, wie zum Beispiel im Badezimmer aufbewahrt werden. Denn das freut die Bakterien.

Reinigen und Pflegen

Neben der Trocknung benötigen die Hörgeräte die richtige Pflege und Reinigung. Sie sind sensible Objekte, die direkt an der Haut getragen werden. Es gilt das Hörgerät gründlich mit einem antibakteriellen Reinigungsspray oder Reinigungstuch zu desinfizieren – das sorgt für die Hygiene. Anschließend sollte mit einem Reinigungsbürstchen die schwer zugänglichen Stellen gereinigt werden. Nun wird das Hörgerät mit einem weichen Tuch abgetrocknet. Bei Hinter-dem-Ohr Geräten (die mit einem Schallschlauch) ist es außerdem wichtig, dass das Ohrpassstück in einer Dose mit Reinigungstablette eingeweicht wird. Die Geräte selbst können jetzt in die Trockenbox.

Wie kommt es zu Verschmutzungen?

Hausstaub, Cremes, Sprays, Schweiß und Ohrenschmalz setzen sich unweigerlich am Hörgerät fest. Dazu kommen Stoffe wie Pollen, Mikroorganismen und vor allem Bakterien und Viren. Um das Hörgerät und vor allem das Ohr vor Entzündungen zu schützen, ist die richtige und vorsichtige Reinigung und Trocknung der Hörgeräte unverzichtbar. Genauso wichtig wie der regelmäßige Gang zu den Hörgeräteakustikern.

Schon gewusst? Wissenschaftler nehmen an, dass sie Bakterien sogar miteinander kommunizieren können. Vielleicht auch über die Hörgeräte?

Eine gründliche Reinigung enthält diese Punkte:

  • desinfizieren
  • trocken halten, nicht in feuchten Räumen aufbewahren
  • täglich in eine UV-Licht-Trockenbox legen
  • regelmäßige Kontrolle beim Akustiker

So haben die Bakterien keine Chance mehr, in unserem Ohr eine Entzündung zu verursachen. Welche Ohrenerkrankungen es im Einzelnen gibt, werde ich dir in meinem nächsten Artikel erzählen. Bis dahin kannst du dir die Vor- und Nachteile von Ortoplastiken durchlesen oder schauen, ob Hörakustiker nicht doch dein Traumberuf wäre!