Irisfarbe dauerhaft verändern – Trend oder Risiko?

Die Augenfarbe eines jeden Menschen ist so individuell wie vielfältig und dennoch wollen manche ihre Augenfarbe dauerhaft verändern – ohne sich über die Folgen Gedanken zu machen.

Veröffentlicht am: 18.11.2022
Autor/in: Ann-Katrin
Lesezeit: Minuten

Schaut man an diesen Tagen hinaus, erlebt man ein Naturschauspiel, dass jeden Herbst so wunderbar faszinierend macht: das bunte Farbenspiel der Blätter. Noch faszinierender ist die Iris (Regenbogenhaut) unserer menschlichen Augen. Durch das Pigment Melanin erscheinen die Augenfarben in unterschiedlichen Nuancen und Farben von Blau über Grün bis hin zu Braun. Wer eine hohe Melanin-Dichte auf den vorderen Irisschichten aufweist, hat dunkle Augen. Ist die Iris wenig pigmentiert, erscheinen die Augen heller: in blau, grün oder honigfarben. Nicht jedem gefällt jedoch die naturgegebene Farbe seiner Augen. In den letzten Jahren hat sich daher ein fragwürdiger Trend ausgebreitet: eine dauerhafte Veränderung der eigenen Augenfarbe mittels Irisimplantat oder Laser.

Warum sollte man seine Augenfarbe ändern wollen? Häufig wollen die Menschen eine neue Seite von sich entdecken, in andere Rollen schlüpfen oder gar ihr gewünschtes Aussehen verändern. Sie wollen ihre Augenfarbe aus einer Lust heraus ändern – temporär oder dauerhaft. Farbige Kontaktlinsen gehören seit Jahren zur schnellsten und sichersten Lösung. Es gibt sie in zwei Varianten:

  • opake Farblinsen = Änderung von dunkel zu hell, Linsen sind undurchsichtig
  • semi-opake Farblinsen = betonen natürliche Pigmentierung der eigenen Farbe, Linsen sind einfarbig und transparent

Für eine dauerhafte Farbveränderung der Iris wurden in den letzten Jahren drei Verfahren entwickelt, die durch einen chirurgischen Eingriff die Farbe verändern. Alle bergen gesundheitliche Risiken für die Augen, die im schlimmsten Fall zu einer Erblindung führen können. Denn sie sind keine medizinisch notwendigen Eingriffe, sondern eine rein kosmetische Verschönerung.

Farbiges Iris-Implantat

Ursprünglich für medizinische Zwecke entwickelt, um bei genetischen (Aniridie, Albinismus oder ein Kolobom) oder traumatischen Defekten dem Auge sein natürliches Aussehen zurückzugeben. Die farbigen dünnen Silikonscheibchen können auch für kosmetische Zwecke wie eine Farbveränderung genutzt werden. Sie werden durch einen Schnitt am Rand der Hornhaut in die Vorderkammer des Auges – vor die natürliche Iris – gesetzt und bedecken sie dadurch vollständig. Bei dieser Methode wirkt die Farbveränderung natürlicher. Allerdings sitzen die Linsenimplantate in der Vorderkammer, was sich in der Vergangenheit als riskant erwiesen hat. So können nach einem solchen Eingriff folgende Risiken entstehen:

  • Verlust der Sehleistung
  • Fremdkörpergefühl
  • Lichtempfindlichkeit
  • Uveitis
  • Schädigungen an der Hornhaut, Linse oder Iris
  • Linsentrübung
  • Hornhautödem
  • Sekundärglaukom infolge von erhöhtem Augeninnendruck

ringförmige Keratopigmentation (Hornhaut- Tätowierung)

Diese Technik nennt sich „kosmetische ringförmige Keratopigmentierung“ und wurde 2013 vom französischen Augenchirurgen Francis Ferrari entwickelt. Er hat an der medizinischen Fakultät in Straßburg und nach seiner Promotion 1984 an der Eberhard Karls Universität in Tübingen Augenheilkunde studiert. Vom Prinzip her kann sie mit einer Tätowierung verglichen werden: Mit einem Femtosekundenlaser wird ein kreisförmiger Hohlraum in der Hornhaut (mit Aussparung für die Pupille) präpariert. In diese Schnitte injiziert der Arzt mit einem Spatel zertifizierte Tätowierfarben, welche die natürliche Augenfarbe nach Farbwunsch verändert. Die eigentliche Iris bleibt von der Farbe erhalten, davor schimmert jedoch die andere Farbe, vergleichbar ist der Effekt mit den farbigen Kontaktlinsen. Dabei bleiben die Patientinnen und Patienten wach, sie erhalten lediglich betäubende Augentropfen. Etwa 45 Minuten dauert der Eingriff, der bereits in Straßburg und Paris durchgeführt wird. Aus rein technischer Sicht ist diese Methode sicher, da kein Fremdkörper wie beim Iris-Implantat eingesetzt wird. Jedoch fehlen Langzeiterfahrungen und Studien, welche die Folgen für die Hornhaut beschreiben, und der Eingriff ist nicht reversibel. So zählen diese Risiken zu den größten bei dieser Methode:

  • leichte Trübung und/oder Entzündung der Hornhaut
  • Nachtfahrtauglichkeit ggf. eingeschränkt
  • Farbstoffunverträglichkeit
  • trockene Augen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Glaukom
  • Verblassen der Farbe durch Sonneneinstrahlung
  • irregulärer Astigmatismus

Ebenso ist von einer Tätowierung abzuraten, wenn bereits eine Hornhaut-Transplantationen oder ein anderer refraktiver Eingriff stattgefunden hat. Auch bei Keratokonus, Glaukom oder Katarakt wird diese Behandlung nicht durchgeführt.

Lumineyes – mit dem Laser die Augenfarbe aufhellen

Eine dritte Methode, mit der sich die Augenfarbe dauerhaft verändern lässt, ist die Lumineyes-Technik. Sie wurde vom türkischen Arzt Dr. Mustafa Mete in jahrelanger Forschungsarbeit für die Heterochromie entwickelt und könnte auch als „natürliche Augenfarbwechseloperation“ bezeichnet werden. In seiner Augenklinik in Istanbul führt er die Laseroperationen durch, die durch den Gesundheitstourismus in die Türkei weltweite Bekanntheit erlangt hat. Bei dieser Laser-Methode können dunkle Augen aufgehellt werden – die dunkel pigmentierten Zellen der Iris werden mithilfe des Lasers vorsichtig stimuliert und dann zerstört. So kann durch die darunterliegende Pigmentschicht ihre grün-blau-haselnussgraue Farbe besser entfalten. Ebenso soll durch die zielgerichtete Wellenlänge, auf welche die Melanin-Zellen am empfindlichsten reagieren, eine Farbveränderung vorgenommen werden, ohne das umliegende Augengewebe zu schädigen. Je nach Pigmentdichte variieren die Häufigkeit und die Dauer der Sitzungen. So lässt sich auf der Webseite nachlesen, dass die Patienten bis zu zehn Tagen in der Türkei bleiben und mehrere Sitzungen über sich ergehen lassen (müssen). Erst nach drei bis sechs Monaten sei der endgültige Farbton sichtbar. Auch bei der Laser-Behandlung können Risiken entstehen, die jedoch gerne unter den Tisch fallen gelassen werden:

  • Iridozyklitis
  • Glaukom
  • Katarakt
  • verminderte Sehleistung
  • Uveitis
  • Hornhautschäden
  • nicht die gewünschte Augenfarbe

Abgeraten von der Lumineyes-Methode wird Menschen mit Diabetes oder bestehendem Glaukom, wer unter starkem Rheuma, entzündlichen Darmerkrankungen leidet oder psychosozial instabilen Menschen oder Menschen, deren Medikamente Ablagerungen in der Netzhaut oder Hornhaut verursachen können.

Fazit: Nicht empfehlenswert

Bisher können weder bei der Hornhaut-Tätowierung noch bei einem Iris-Implantat oder der Lumineyes Lasertechnik die langfristigen Nebenwirkungen abgeschätzt werden, weil es schlicht an verlässlichen Langzeitstudien mangelt. Alle drei Methoden werden erst seit einigen Jahren angewandt. Darüber hinaus kann es bei späteren Augenoperationen zu Komplikationen kommen. Chirurgen müssen für ihre Arbeit die Pupille möglichst stark weiten, um eine gute Sicht ins Auge zu haben. Ist jedoch die Hornhaut tätowiert oder durch ein Implantat verdeckt, kann der Einblick ins Auge erschwert sein – denn der gefärbte Bereich überdeckt teilweise die Pupillenöffnung! Wie bei jeder Tätowierung unter der Haut wird auch das Auge überflüssige Pigmente abbauen und sie über den natürlichen Abfluss abtransportieren. Durch den erhöhten Druck kann sich ein Glaukom entwickeln. In Deutschland und Österreich sind diese Methoden nicht zugelassen, eine Tätowierung der Hornhaut ist gar verboten.