Nachhaltigkeit: 10 Tipps für den Augenoptiker

Kleine Schritte im Prozess zu mehr Nachhaltigkeit, die heute schon machbar sind.

Veröffentlicht am: 15.10.2021
Autor/in: Ann-Katrin
Lesezeit: Minuten

Der Traum einer grünen, nachhaltigen Welt ist schon längst zum Ziel geworden. Bilder von riesigen Müllbergen, toten Tieren, die am Plastik erstickt sind, von den Bränden, die nicht aufhören wollen und von Flutkatastrophen gehen um die Welt. Nachhaltiger leben und Müll vermeiden – der Lebensstil setzt sich langsam in allen Bereichen des Lebens durch. Viele Firmen fangen an, kleine Schritte zu gehen, Produktionen umzustellen auf recycelte Produkte. Start-Ups schießen wie der Bambus aus dem Boden, sie bieten nachhaltige Produkte in allen Lebensbereichen an. In immer mehr Städten gibt es Unverpackt-Läden, wo die Kunden* Lebensmittel ohne Plastik oder andere Verpackung kaufen können. Es sind die kleinen Dinge, die im Alltag viel bewirken können. Klar, die Umgestaltung auf Nachhaltigkeit ist ein Prozess und kann nicht über Nacht stattfinden.

Doch jeder Schritt zählt. Nachfolgend sind 10 Tipps zusammengefasst, die im augenoptischen Alltag bereits heute umsetzbar sind:

Beleuchtung und Strom

Wenn ich in die augenoptischen Geschäfte schaue, fällt mir – neben den Brillen – die Beleuchtung ins Auge. Das Licht brennt täglich stundenlang. Es ist ein wichtiger Punkt für die Nachhaltigkeit. Mit Energiesparlampen kann Strom gespart und die Kosten gesenkt werden. Verlässt der letzte Mitarbeiter abends den Betrieb, kann mit einem Hauptschalter die Stromzufuhr zu allen Geräten unterbrochen werden. Meine Macke ist es, überall in den leeren Räumen die Lichter auszuschalten. Das spart auf lange Sicht Strom. Auch ziehe ich die Stecker von Geräten, die nicht genutzt werden – wie bei meinem Toaster. Er bekommt nur in den Minuten Strom, wenn er seine Arbeit macht. Danach ziehe ich den Stecker. Jede eingesparte Kilowattstunde hilft dem ökologischen Fußabdruck. Auch die Schaufensterbeleuchtung lässt sich steuern: mit einer Zeit Schaltuhr könnte sie zum Beispiel um 23 Uhr abgeschaltet werden und trägt so zum Strom sparen bei.

Schon bei der Auswahl des Stromanbieters kann auf ein Ökostrom-Tarif geachtet werden. Der von Greenpeace Energy wird z.B. aus erneuerbaren Energien wie Solar- und Windenergie produziert. Das Verbraucherportal Finanztipp empfiehlt dabei auch auf Ökostrom-Gütesiegel von Grüner-Strom-Label, wie ok Power, TÜV Nord und TÜV Süd zu achten. 2019 sei der Ökostrom im Durchschnitt etwas günstiger als der konventionelle Strom gewesen, schreibt Finanztipp in seinem Blog-Artikel.

Digitalisierung

Papier ist ein gefragter Rohstoff: Laut BR geht den Druckereien das Papier aus. Zwei Gründe werden dafür angeführt: durch die Corona-Pandemie wurde die Produktion zugunsten von Versandkartons gedrosselt und der Zellstoff konnte nicht importiert werden. Ein guter Zeitpunkt, um auf digitale Karteikarten umzustellen. Sie auszudrucken, um sie später durch den Schredder zu jagen, ist dann überflüssig. Viele Glashersteller bieten mittlerweile Sammelrechnungen an und schicken nicht mit jedem Brief einen eigenen Lieferschein mit. Die Sammelrechnung kann via Mail geschickt und muss somit nicht ausgedruckt werden. Die Branchen-Software Amparex in meinem Betrieb hat eine Notizfunktion, die ich sehr zu schätzen gelernt habe – auch wenn ich privat niemals auf mein Notizbuch verzichten würde. So spare ich Papier, es liegt nicht irgendwo im Weg herum oder geht verloren.

Verpackungsmaterial

Die Kartons, in denen die neue Ware kommt, kann wieder zum Verschicken von Paketen genutzt werden. Große Kartons sind als Umzugskartons beliebt. Bevor sie weggeworfen werden, können sie über eBay Kleinanzeigen oder „Free your Stuff“- Gruppen verschenkt werden – die Leute freuen sich darüber. Ich habe bei meinen Arbeitgebern immer die Kartons bekommen für meine Umzüge – nachfragen lohnt sich!

Nachhaltige Brillen

Auch bei Brillen tut sich einiges in Sachen Nachhaltigkeit. Neben kleinen Manufakturen haben auch größere Labels einen ökologischen Anspruch entwickelt. Sie produzieren in Deutschland oder den angrenzenden Nachbarländern. Die Vorteile der regionalen Produktion sind neben den kurzen Transportwegen, weniger Verkehrsaufkommen auf den Straßen auch die Unterstützung der lokalen Wirtschaft. Transparenz ist jedoch die Voraussetzung für Nachhaltigkeit. Ich verfolge schon eine Weile einen Hamburger Augenoptiker: bei Hafenoptiker können vegane Brillen bestellt werden. Darüber hinaus reparieren und fertigen sie ganz individuelle Brillen – alles made in Germany. Andere Labels wie Sea2See nutzen aus dem Meer gefischtes Plastik für die Herstellung ihrer Brillen. Rolf Spectacles hat eine Brille aus Rizinus-Bohnen entwickelt und wurde dafür im August 2021 für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert. Man muss nur die Augen offen halten – auf der nächsten Opti!

Alte Brillen spenden

Brillen Weltweit sammelt gemeinsam mit dem Deutschen katholischen Blindenwerk e.V gebrauchte Brillen aus ganz Deutschland. Die gespendeten Brillen werden kostenlos an Sehhilfebedürftige in der ganzen Welt abgegeben. Auf der Webseite kann man sich als augenoptischer Betrieb als Sammelstelle registrieren lassen. Mehr über die Arbeit von Brillen Weltweit habe ich hier geschrieben: alte Brillen spenden

Wiederauffüllen

Um Plastik zu vermeiden, können manche Flüssigkeiten nachgefüllt werden. So hat z.B. Glasklar, Hersteller eines veganen Brillenreinigungssprays, eine Nachfüllstation entwickelt. Kunden kaufen dann die Flasche mit der Brillenreinigung nur einmal und können es bei ihrem Augenoptiker immer wieder auffüllen lassen. Hier würde es sich ebenfalls anbieten, auf kleine Glasflaschen zu setzen anstatt auf die mit Plastik. Die Liste der nachfüllbaren Dinge ist lang und kann auch im augenoptischen Betrieb umgesetzt werden: Desinfektionsmittel (aus einem größeren Kanister in kleine Flaschen), Seife, Reinigungsbenzin, Spiritus, Milch, Zucker, Putzmittel u.v.m.

Öffentliche Infrastruktur

Wenn es um Nachhaltigkeit geht, ist der (Straßen-) Verkehr ein großer Punkt: für die Kundschaft wird es zunehmend wichtiger, wie das Geschäft erreichbar ist. Bus, Bahn und das Fahrrad zählen zu den umweltfreundlichen Fortbewegungsmitteln. Ich würde auf der Firmenwebseite die Informationen zu Bus- und Bahnverbindungen hinterlegen und Hinweise auf vorhandene Fahrradständer geben. Wer nicht mit dem privaten PKW fährt, reduziert den CO2-Ausstoß (und die Staulänge auf der Autobahn) und tut gleichzeitig etwas für seine Gesundheit.

Getränke für Angestellte und Kundschaft

Beim Wasser lässt sich sehr einfach Plastik vermeiden: das Leitungswasser ist in Deutschland in der Regel trinkbar. Ein extra eingebauter Filter in der Leitung schadet jedoch nicht. Wer auf gesprudeltes Wasser nicht verzichten möchte, kann ein Sprudelgerät aufstellen. Alternativ können Kisten mit Glasflaschen gekauft werden. Manche Getränkelieferanten bieten eine Lieferung zum Geschäft an – gerade in Fußgängerzonen, wo ich nicht mit dem privaten PKW einfach halten kann ist das eine sinnvolle Sache. Beim täglichen Kaffee sollte auf eine Kapsel-Maschine verzichtet werden, da die Aluminium-Kapseln kaum recycelt werden können (kein geschlossener Recycling-Kreislauf) und bei der Herstellung viel Energie verbrauchen. Zudem ist in den Kapseln Bauxit enthalten, dieser Rohstoff kommt aus den Regenwäldern, die auch deswegen gerodet werden. Außerdem schmeckt frisch gemahlener Kaffee aus der Maschine besser. Beim Kauf der Kaffeebohnen sollte auf ein Fair-Trade-Siegel geachtet werden. Ich selbst trinke am liebsten löslichen Kaffee – der ist schnell fertig und erfordert am wenigsten Aufwand (eine Maschine muss schließlich regelmäßig gereinigt werden). Nachfüllung ist beim Kaffee möglich: Milch und Zucker können in entsprechende Dosen und Kannen aus den großen Packungen umgefüllt werden. Wer auf die extra abgepackten Portionen verzichtet, kann unnötigen Müll vermeiden.

Bäume pflanzen

Im Kampf gegen den Klimawandel – auf der ganzen Welt gibt es Aufforstungs-Projekte. Bäume nehmen das CO2 aus der Luft auf und binden es. So sinkt der CO2-Gehalt und bremst die Erderwärmung. Nach einer Studie der ETH Zürich gibt es rund 900 Millionen Hektar ungenutztes Wald-Potenzial, wozu degradierte Flächen, Ödland und Brachflächen zählen. Die größten ungenutzten Flächen liegen demnach in Russland, der USA, Kanada, Australien und China. Es gibt verschiedene Projekte, die unterstützt werden können. Entweder packt man selbst mit an und hilft an einem Tag beim Pflanzen oder spendet einen Betrag an eine der vielen Organisationen. Vielleicht gibt es eine Organisation in der eigenen Region. Eine solche Aktion könnte man mit einem Artikel in der örtlichen Zeitung verbinden und so den eigenen Kunden zeigen, dass die Nachhaltigkeit im Kleinen anfängt.

Schleifwasser-Filterung

Beim Schleifen der (Kunststoff-) Brillengläser entsteht Mikroplastik. Daher ist eine Filterung des verwendeten Wassers unumgänglich. Es gibt verschiedene Lösungen, angefangen von einer Socke über eine Mülltüte bis hin zu einer dreistufigen Filterung, die einen eigenen Kreislauf besitzt. So wird der Wasserverbrauch in der Werkstatt reduziert. Unter anderem hat sich Wardakant auf Wasserfiltersysteme für Augenoptiker spezialisiert und kann das aufgefangene Mikroplastik zu neuen Produkten verwerten. Auch dies ist ein Punkt in der Nachhaltigkeit, die auf der eigenen Webseite beworben werden kann.

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und das generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter.